Zu den 1.500 Mitgliedern gehören laut Guardian derzeit etwa der König (natürlich an der Spitze), der stellvertretende Premierminister, der Chef des MI6 oder auch der Chefdirigent des Londoner Symphonie Orchesters.
Beim MI6-Chef sollte man korrekterweise anmerken: war. Denn nachdem der Guardian die Mitgliederliste öffentlich machte, um vor der Abstimmung Druck aufzubauen (die liberale Zeitung macht sich seit 1966 für eine Aufnahme von Frauen stark), trat Richard Moore ebenso wie der britische Leiter des öffentlichen Dienstes aus Protest aus.
Frauen zur Seite
Eintreten konnten Frauen in das Clubhaus in West London zwar theoretisch bereits – doch nur in Begleitung eines Mannes. Und bis vor wenigen Jahren durften sie die stattliche, mit Ölgemälden geschmückte Treppe, auch nicht hinaufgehen. Stattdessen wurden sie beim Betreten vom Portier zur Seitentür geleitet, die über eine kleinere Treppe ins Obergeschoß führte, um dort ihre Mäntel aufzuhängen.
Nach dem Gleichstellungsgesetz von 2010 durfte der Club Frauen dann zwar nicht mehr verbieten, am majestätischen Holztisch im Hauptsaal Platz zu nehmen. Also wurden einfach kaum noch Frauen eingeladen.
Keine Zweidrittelmehrheit 2015
Am Dienstag waren dann alle Aufmerksamkeit auf die Grand Connaught Rooms gerichtet. Nachdem die Mitgliederliste veröffentlicht worden war, sollte die Abstimmung laut Financial Times nicht im Clubhaus selbst, sondern in einem nahen luxuriösen Anwesen.
Die jüngste Umfrage hatte neun Jahre zuvor stattgefunden. Damals wurde der Vorschlag abgelehnt, weil keine Zweidrittelmehrheit für eine Aufnahme der Frauen war.
Diesmal hatten mehr als 200 Mitglieder - darunter Sänger Sting und Schrifsteller Stephen Fry - dem Vorsitzenden ihm Vorfeld schriftlich mitgeteilt, dass sie austreten würden, sollte die Wahl gegen die Frauen ausfallen.
Das neue Ergebnis
Ein Mitglied warnte laut Guardian vor Ort noch einmal davor, dass ein Votum gegen Frauen „einen riesigen Schwarm von Austritten auslösen würde, insbesondere in der Kunst“. Das veranlasste andere zur zynischen Frage, warum all diese Männer zuvor gerne Mitglied waren.
Dann wurde abgestimmt: 60 Prozent gaben ihre Stimme für die Frauen. Das ist immer noch keine Zweidrittelmehrheit, aber die ist nicht länger notwendig. Somit steht fest: Frauen sind willkommen.
Komplexe Aufnahmeprozedur
Die ersten möglichen weiblichen Mitglieder wurden dann auch bereits vorgeschlagen: Schauspielerin Juliet Stevenson, Historikerin Mary Beard oder Journalistin Cathy Newman.
Einladungen dürften aber noch nicht ins Haus geflattert sein. Denn vor einer Aufnahme muss der Name des neuen Kandidaten oder – nun – der neuen Kandidatin in ein Leder-gebundenes Buch eingetragen werden. Danach müssen die folgenden zwei Seiten mit Unterschriften amtierender Mitglieder gefüllt werden.
Erst dann werden potentielle Mitglieder fürs Vorgespräch zum Dinner geladen - und müssen dabei wohl auch etwas unterhalten. Denn es sei besser sei, heißt es auf der Webseite des Clubs noch, zehn unbedenkliche Personen auszuschließen als einen schrecklichen Langweiler aufzunehmen.
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