Kurz in Kroatien: Premiere am diplomatischen Parkett

Kurzer Besuch vor weihnachtlicher Kulisse in Zagreb: Österreichs neuer Außenminister Sebastian Kurz bei seiner kroatischen Amtskollegin Vesna Pusic.
Österreichs jüngster Außenminister absolvierte seine erste offizielle Reise – nach Zagreb.

Ein paar eilige Schritte, ein paar tageszeitbedingt müde Scherze („Setzen Sie sich dafür ein, dass Sieben-Uhr-Flüge gegen die Menschenrechtskonvention verstoßen?“ – „Nein, ich hab’ da kein Problem“), und schon geht es . . . nein, noch nicht los. Zuerst muss Sebastian Kurz noch durch den Security-Check auf dem Flugplatz Wien Schwechat. „Sebastian Kurz?“, fragt die Sicherheitsbeamtin, die den jungen Mann erkennt, „der jüngste Außenminister? Wie jung sind S’ denn?“ Artig gibt der Gefragte Auskunft. „27? Na besser als 80“, bescheinigt ihm die Dame.

Gerade erst als Außenminister angelobt und von den Medien weltweit bestaunt, begab sich Sebastian Kurz am Freitag selbst in die weite Welt. Seine erste Reise als Minister führte ihn nach Kroatien. Das hat fast schon Symbolkraft: Der Adria-Staat ist das jüngste Mitglied der EU (seit Juli) und hat seine Hausaufgaben noch zu machen. Erst vergangene Woche hat die EU ein Defizit-Verfahren gegen das Land eingeleitet, weil es mit einem Defizit von mehr als sechs und Staatsschulden von mehr als 60 Prozent die berühmte Maastricht-Schwelle überschreitet. Sebastian Kurz ist der jüngste Außenminister in der EU und hat seine Hausaufgaben auch noch zu machen: Berge von Akten und Dossiers, so sagte er im KURIER-Interview, habe er jetzt zur Einarbeitung in sein neues Berufsfeld zu lesen.

Die Reise nach Kroatien zum Auftakt war da eine Art Heimspiel. Kurz war schon als Staatssekretär für Integration in Zagreb. Er wurde begleitet vom politischen Direktor des Außenamtes, der davor Botschafter in Zagreb war (Jan Kickert), und vom Außenamtshasen Alexander Schallenberg, der schon seinen Vorgänger Michael Spindelegger durch die Klippen der Weltpolitik geleitet hat.

Der Minister ist entspannt. Nach dem Interviewreigen der vergangenen Tage – 250 Anfragen gab es aus aller Welt – tut es gut, rauszukommen. Kurz erzählt, dass UN-Generalsekretär Ban Ki-moon der Erste war, der ihm telefonisch gratuliert hat. Und dass der Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate anrief, um „ein Problem“ zu besprechen. „Oh Gott, das fängt ja gut an, hab’ ich gedacht“, erzählt Kurz. Doch der arabische Minister wollte sich nur „beklagen“, dass Kurz ihm den Rekord weggenommen hat: Er selbst sei zwar schon mit 25 Minister in den Emiraten geworden, aber erst weit nach 27 Außenminister.

Dass die erste Auslandsreise nach Kroatien führte, habe er bewusst entschieden, sagt Kurz mehrfach. Weil Kroatien wichtiger Partner sei und in enger Beziehung zu Österreich stehe. Der Besuch sei ein „Signal in Richtung Westbalkan, wo ich den Schwerpunkt legen will“. Ein „Signal“ an Serbien, mit dem die EU im Jänner Beitritts­verhandlungen aufnehmen wird. Und ein „Signal“ dafür, viele Länder der Region an die EU heranführen zu wollen, spult Kurz sein Programm fast schon staatsmännisch-routiniert ab. Im Jänner will Kurz unter anderem Serbien und den Kosovo besuchen.

Eine inhaltliche Agenda für den Besuch gibt es nicht. Kurz trifft seine Amtskollegin Vesna Pusic und Staatspräsident Ivo Josipovic. Pusic streut dem Jungminister Rosen: „Ich gratuliere Österreich zu diesem Außenminister“, sagt sie, „er hat Energie und wird einen neuen Geist in der Außenpolitik einführen.“ Sie heißt ihn „in dieser merkwürdigen Gesellschaft der EU-Außenminister willkommen“ und gibt ihm im freundschaftlichen Gespräch mit auf den Weg, was ihn erwartet: Freundliche Kollegen, aber beim ersten Mal, wenn inhaltlich kein Konsens bestehe, staunend und kopfschüttelnd die andere Position abkanzeln. Davon dürfe sich Kurz nicht ins Bockshorn jagen lassen.

Kurz freut sich über den Rat. Und trifft auch mit österreichischen Wirtschaftsvertretern zusammen, die ihm die Lage in Kroatien drastisch schildern: Das fünfte Jahr in der Rezession mit vager Hoffnung auf zartes Wachstum 2014; eine Arbeitslosigkeit von 18 Prozent, bei der Jugend von 50 Prozent; Rückgang bei den Investitionen.

Österreich ist nach wie vor der größte Investor im Land (sieben Milliarden Euro seit 1993). Aber das Inves­titionsklima (Bewilligungen, Auskunft etc.) sei verbesserungswürdig. Kurz verspricht, das nicht nur als Minister anzusprechen, sondern auch die Weiterverfolgung des Themas durch andere Minister zu betreiben: „Ich weiß aus meiner Zeit als Staatssekretär: Politiker teilen einander oft etwas mit, das ist das eine. Aber was, beziehungsweise ob damit dann etwas geschieht, das hängt dann vom Politiker ab.“ Ungewohnt offen und frisch zu antworten, bei aller Vorsicht, auch das lernt man bei Sebastian Kurz’ erster Auslandsreise kennen.

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