Vor einigen Wochen gelang es den russischen Streitkräften, die wichtigste Logistikroute der Ukrainer in die Stadt Sudja mit weitreichenden „First Person View“-Drohnen zu erreichen. Diese Drohnen werden zumeist durch Glasfasern gesteuert, sind also gegen Störsender immun – und verfügen mittlerweile über eine Reichweite von bis zu 20 Kilometern. Videos ausgebrannter Wracks auf der Straße belegen die massiven Versorgungsprobleme, die die ukrainischen Streitkräfte seither haben. Vor wenigen Tagen griffen die Russen an den Flanken der Front an, drängen die ukrainischen Soldaten – unter hohen Verlusten – seither immer stärker zurück.
Gleichzeitig schneiden sie weitere mögliche Rückzugswege ab – etwa, indem sie mit schweren Gleitbomben Brücken zerstören und die ukrainischen Verbände, die sich über diese Wege eigentlich zurückziehen wollten, massiv mit Artillerie und Drohnen beschießen. Zahlreiche russische Drohnenvideos zeigen, wie ukrainische Soldaten versuchen, zu Fuß zu fliehen.
Die Ukraine hatte die Kursk-Offensive im Sommer gestartet, um im besten Fall das Atomkraftwerk Kursk unter Kontrolle zu bringen und die Front im Donbass zu entlasten. Beide Ziele sind gescheitert. Vor allem aber kämpfen in Kursk erfahrene Verbände mit hochwertigen westlichen Waffen. Etwa die 47. Mechanisierte Brigade, die seit Jahren an den kritischsten Frontpunkten im Dauereinsatz ist.
Russischer Vorstoß droht
8.000 bis zu 15.000 ukrainische Soldaten dürften derzeit in Kursk eingesetzt sein – vieles hängt davon ab, ob ein möglichst geordneter Rückzug über die ukrainische Grenze gelingt. Ist das nicht der Fall, steigt das Risiko, dass die russischen Verbände nicht nur die Gebiete in Kursk zurückerobern, sondern auch auf ukrainischem Boden in Richtung der Stadt Sumy vorstoßen.
Zwar haben auch die russischen Streitkräfte massive Verluste in Kursk erlitten, dennoch stehen sie vor einem Sieg, der den Druck auf die Ukraine noch weiter erhöhen wird.
Selenskij in Saudi-Arabien
Während sich die Lage in Kursk rapide verschlechtert, reist der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij nach Saudi-Arabien für ein Treffen mit Kronprinz Mohammed bin Salman. Nach dem Treffen werde sein Team in Saudi-Arabien bleiben, um mit US-Vertretern über die Bemühungen für eine Beendigung des Kriegs in der Ukraine zu verhandeln, teilte Selenskyj mit.
Er hatte eigentlich bereits für Mitte Februar einen Besuch in Saudi-Arabien geplant, an zeitgleichen Gesprächen zwischen US-Außenminister Rubio und dessen russischem Amtskollegen Lawrow war damals kein Vertreter der Ukraine oder Europas beteiligt. Die Unterhändler kommen am Dienstag in Saudi-Arabien zusammen. "Es liegen realistische Vorschläge auf dem Tisch. Der Schlüssel ist, sich schnell und effektiv zu bewegen", sagte Selenskij. Indes meinte US-Präsident Donald Trump, seine Regierung sei gerade dabei, die Pause bei dem Austausch von Geheimdienstinformationen mit der Ukraine aufzuheben. Zu möglichen neuen Waffenlieferungen an die Ukraine sagte er nichts.
Kommentare