Kronprinz krempelt Saudi-Arabien um
Jahrzehntelang galt Saudi-Arabien als zweierlei: Als sunnitische Regionalmacht im Mittleren Osten, deren Rivalität mit dem schiitischen Iran die Politik und die Kriege in der Region entscheidend mitbestimmt; und als Staat mit gesellschaftlichen Regeln, die unter Berufung auf den erzkonservativen Islam wie aus weit vergangenen Jahrhunderten anmuten. Sichtbarstes Beispiel: die Frauenrechte bzw. Nicht-Rechte.
Abkehr von alten Regeln
Jetzt unterzieht sich der Staat offenbar einer Transformation: Ein Generationswechsel in der politischen Führung geht Hand in Hand mit einem wachsenden Druck in jüngeren und aufgeklärteren Bevölkerungskreisen in Richtung Öffnung. Und plötzlich geht alles schneller, als vor Monaten noch gedacht. Der Ankündigung, dass Frauen das Autofahren gestattet wird und dass an der Abkehr von den ultrakonservativen Religionsprinzipien gearbeitet wird, folgte am Wochenende ein Paukenschlag: Elf Prinzen, vier amtierende Minister und Dutzende Ex-Minister wurden am Samstag festgenommen, die Spitzen von Nationalgarde und Marine laut Informationen des Sender Al-Arabija entlassen.
Milliardär in Haft
Sein Geld hat er mit einem Immobilienimperium gemacht. Ihm gehören über seine Kingdom Holding unter anderem zahlreiche Luxushotels wie das George V in Paris oder das Savoy in London. Auch am Kurznachrichtendienst Twitter ist er beteiligt. Weiters wurden der Minister für die Nationalgarde, Prinz Moteib bin Abdullah, Wirtschaftsminister Adel al-Fakieh und der Kommandant der Marine, Abdullah al-Sultan, von ihren Aufgaben entbunden.
"Schwache Seelen"
In einer Erklärung hieß es, einige "schwache Seelen" hätten ihre Interessen über die der Öffentlichkeit gestellt. Den Festgenommenen werden u. a. illegale Geschäfte, Geldwäsche und Veruntreuung öffentlicher Gelder vorgeworfen.
Die Verhaftungen stehen in Zusammenhang mit der kürzlich geschaffenen Anti-Korruptions-Kommission, die der 32-jährige Kronprinz Mohammed bin Salman leitet und die seinen Machtanspruch festigen soll. Der Kronprinz, vor wenigen Monaten von seinem Vater König Salman (81) zum Thronfolger ernannt, hatte erst Ende Oktober die erwähnte Abkehr seines Landes von ultrakonservativen Religionsprinzipien verkündet. Er gilt als moderner und aufgeklärter, als das Königshaus bisher (weshalb ihm von dort auch Unmut entgegen schlägt), aber auch als impulsiv und unberechenbar.
Saudi-Arabien wird vom Wahhabismus geprägt, einer besonders strengen und traditionellen Lesart des Islam. Das Herrscherhaus der al-Saud hatte bereits Mitte des 18. Jahrhunderts ein Bündnis mit wahhabitischen Religionsgelehrten geschlossen, das bis heute Bestand hat und den Gelehrten weitreichenden Einfluss gewährt.
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