Idomeni: Kriminalität im Lager steigt

Im Flüchtlingslager von Idomeni sorgt die Polizei nicht für Sicherheit.
Eine kleine Gruppe schafft Strukturen Organisierter Kriminalität: Schlepper, Prostitution, Drogen zwischen Familien und Kindern.

Das Flüchtlingslager Idomeni an der nordgriechischen Grenze wird mit Strukturen Organisierter Kriminalität zu einem immer größeren Problemfall. Ein angeblich zu einem Bordell umfunktionierter Eisenbahnwaggon und aus Athen angereiste Marokkaner, die Flüchtlinge mit Haschisch versorgen sollen, sind griechischen Medien zufolge nur zwei Beispiele dafür.

Keine Polizei im Lager

Die griechische Polizei sei im Inneren des Lagers nicht präsent, habe jedoch den Bereich um die Zeltstadt herum weiträumig abgesperrt. Medien schreiben vom "Ghetto Idomeni" und von "Favela".

Mehr als 9.000 Menschen harren immer noch in dem improvisierten Flüchtlingslager aus in der Hoffnung, die Grenze nach Norden könnte sich doch noch öffnen. Medien berichten dagegen von bis zu 11.000 Menschen, die sich weigern, in staatliche Auffanglager umzusiedeln. Schlepperbanden schlagen Profit aus dem Elend der Gestrandeten: Immer wieder bringen sie Verzweifelte für viel Geld über die grüne Grenze nach Mazedonien, wo sie meist erwischt und zurückgeschickt werden.

"Wir haben uns auf die Suche nach besagtem Eisenbahnwaggon gemacht - wir hörten schon seit längerem Gerüchte, dass es im Lager ein Bordell gibt", berichtete ein Reporter des griechischen Fernsehsenders Skai am Mittwoch. "Als wir den Waggon ausfindig gemacht hatten und recherchieren wollten, bedrohten und vertrieben uns Migranten, die zum Teil mit Messern bewaffnet waren." Bei den Prostituierten handle es sich um allein reisende Frauen, denen das Geld ausgegangen sei und deren Männer noch in Syrien oder bereits in Nordeuropa seien.

Verluste für griechische Exportunternehmen

Die griechische Polizei versucht unterdessen zu verhindern, dass weitere Flüchtlinge und Migranten ins Lager kommen - sie hat die Zeltstadt für Fahrzeuge weiträumig abgesperrt. Ansonsten aber halten sich die Beamten zurück. Nicht einmal der Bahnübergang ins Nachbarland Mazedonien, den Flüchtlinge seit nunmehr zwei Monaten besetzen, um die Grenzöffnung zu erzwingen, wird geräumt. Griechische Exportunternehmen beklagen bereits Verluste in Millionenhöhe. Bei den Blockierern handelt es sich dem Fernsehsender Skai zufolge vor allem um Migranten aus Marokko, Tunesien, Afghanistan und Pakistan.

Tatsächlich seien die meisten Bewohner des Camps völlig friedliche, normale und eben nicht kriminelle Menschen, sagte Katy Athersuch von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. "Wir können die Existenz eines Bordells oder den Drogenhandel nicht bestätigen", so Athersuch. Hinweise auf eine verstärkte Nachfrage von Verhütungsmitteln oder eine erhöhte Zahl von Geschlechtskrankheiten gebe es nicht. Dass hingegen die Schlepper im Lager ihr Unwesen treiben, bestätigt auch Athersuch.

Die griechische Regierung will keine Gewalt anwenden, um das Lager zu räumen, weil dort viele Kinder und Frauen leben und wohl auch, um entsprechende Bilder zu vermeiden. Das Nachbarland Mazedonien hat in den vergangenen zwei Monaten bereits rund 11.000 illegal eingereiste Flüchtlinge und Migranten zurück nach Griechenland geschickt.

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