Kriegsminister, Iron Lady und "Schoßhund von Bush": Drei britische Premierminister im Porträt

Zwölf Premierminister - von Churchill bis Cameron - dienten unter der englischen Königin Elizabeth II. Drei von ihnen im Kurzporträt.

Drei Wochen nach dem Brexit-Votum steht in Großbritannien ein Wechsel an der Regierungsspitze an. Die bisherige Innenministerin Theresa May löst am Mittwoch den seit 2010 regierenden Premierminister David Cameron. Ihr wird die historische Aufgabe zufallen, das Land aus der EU zu führen.

May wird von Queen Elizabeth II. am Mittwochabend ernannt. Folgende zwölf Premierminister dienten vor ihr während der noch immer andauernden Amtszeit der Königin:

Winston Churchill Konservative (zweite Amtszeit 1951 bis 1955)
Anthony Eden Konservative (1955 bis 1957)
Harold Macmillan Konservative (1957 bis 1963)
Alec Douglas-Home Konservative (1963 bis 1964)
Harold Wilson Labour (1964 bis 1970 und 1974 bis 1976)
Edward Heath Konservative (1970 bis 1974)
James Callaghan Labour (1976 bis 1979)
Margaret Thatcher Konservative (1979 bis 1990)
John Major Konservative (1990 bis 1997)
Tony Blair Labour (1997 bis 2007)
Gordon Brown Labour (2007 bis 2010)
David Cameron Konservative (ab 2010)
Kriegsminister, Iron Lady und "Schoßhund von Bush": Drei britische Premierminister im Porträt
ABD0028_20160712 - ARCHIV - Die Bildkombo zeigt die britischen Premierminister seit dem EU-Beitritt: (oben, l-r) Edward Heath (Archivfoto von 1998), Harold Wilson (1985), James Callaghan (1974), Margaret Thatcher (2007); (unten, l-r) John Major (1996), Tony Blair (2011), Gordon Brown (2009) und David Cameron (2016). Fotos: dpa (zu "Elf Männer und eine «Eiserne Lady» - Premierminister unter der Queen" vom 12.07.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Die letzten acht Premierminister in einer Bildcombo (von l.oben nach r. unten): Edward Heath, Harold Wilson, James Callaghan, Margaret Thatcher, John Major, Tony Blair, Gordon Brown, David Cameron.

Der KURIER hat drei wichtige britische "Prime Minister" (seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs) im Folgenden im Kurzporträt.

Winston Churchill, der Kriegsminister

Geboren am 30. November 1874 in Woodstock. Sein Vater war führender Politiker bei den Konservativen, seine Mutter amerikanische Millionärstochter. Von 1881 bis 1892 besuchte er Elitenschulen, darunter Ascot. 1893 begann seine Militärlaufbahn als Kadett in Sandhurst. Er nahm als Soldat und Kriegsberichterstatter an mehreren Kolonialkriegen teil. 1901 zog er ins Parlament ein und wurde zum sozialreformerischen Flügel gezählt.

Als Flottenadmiral verheizte Churchill 1915 in einer der blutigsten Schlachten des Ersten Weltkriegs Zehntausende Soldaten aus Großbritannien und den Kolonien in einem später als sinnlos bewerteten Feldzug gegen das Osmanische Reich. Vier Jahre später, inzwischen Kriegsminister, machte er sich für den Einsatz von Chemiewaffen im Irak stark. "Ich bin sehr für den Einsatz von Giftgas gegen unzivilisierte Stämme", sagte Churchill in einer Sitzung in der Downing Street. Er fügte aber auch hinzu: "Der moralische Effekt sollte so gut sein, dass der Verlust von Menschenleben so auf ein Minimum reduziert werden kann."

Als der bereits 65 Jahre alte Churchill 1940 als Nachfolger des zurückgetretenen Appeasement-Politikers Neville Chamberlain zum Premierminister ernannt wurde, stand eine Frage über allen in den Konferenzräumen in Westminster: Friedensverhandlungen mit Nazi-Deutschland oder die Fortsetzung des Krieges. Churchill überredete sein zunächst zögerndes Kabinett und entschied sich für Letzteres. Am 18. Juni 1940 verknüpfte er in einer seiner berühmtesten Reden das Durchhalten der Briten mit dem Bestand der christlichen Zivilisation. Die Menschen folgten ihm. 1945 schließlich ließ Churchill Hitlers Reich kurz vor Ende des Krieges mit einem Bombenteppich belegen - Zehntausende Zivilisten und auch Tausende junger Soldaten der Bomber-Besatzungen starben. Die Briten schreiben Churchill maßgeblich die Rettung vor dem Nationalsozialismus zu. "Er hinterließ Großbritannien freier, sicherer, tapferer und stolzer", sagte der nunmehrige Ex-Premierminister David Cameron.

1953 würdigte das Nobelpreiskomitee die literarische Leistung des Engländers mit dem Nobelpreis für Literatur. Churchill tat sich auch als Baumeister und Maler hervor. Er starb im Jänner 1965 in London.

Margaret Thatcher, die Eiserne Lady

Kriegsminister, Iron Lady und "Schoßhund von Bush": Drei britische Premierminister im Porträt
(FILES) -- A file photo taken on May 27, 1986, shows British Prime Minister Margaret Thatcher, the first British Prime Minister to visit Israel, as she delivers a press conference at the King David Hotel in Jerusalem. Margaret Thatcher's bodyguard would carry her high heels into the Kremlin and the ex-prime minister wore trousers only down a coal mine, according to an auction catalogue of her belongings. Auction house Christie's is selling off 350 belongings of the late "Iron Lady" including clothes, letters, books, furniture and jewellery in December 2015. AFP PHOTO / SVEN NACKSTRAND

Geboren am 13. Oktober 1925 wächst Margaret Hilda Roberts im zentralenglischen Grantham als Tochter eines Händlers auf, der seine wenige freie Zeit in der Methodistenkirche und dem Gemeinderat verbrachte. Arbeitseifer wird im Hause Roberts groß geschrieben. Hinzu kommt ein unglaublicher Ehrgeiz und ein nicht gerade geringes Selbstbewusstsein. Nach dem Chemiestudium in Oxford arbeitet Roberts ab 1947 zunächst als Forscherin in einem Labor. In den 1950er Jahren stürzt sie sich in die Politik und macht sich schnell einen Namen als Arbeitstier: Zeit ihrer Karriere schläft sie nach Angaben von Mitarbeitern im Schnitt nur vier Stunden pro Nacht. Bereits 1959 wird sie als Abgeordnete ins britische Parlament gewählt, wo sie innerhalb ihrer Konservativen Partei schnell die Karriereleiter emporklettert.

1975 übernimmt Thatcher die Führung der Konservativen von Edward (Ted) Heath, im Mai 1979 wird sie die erste Premierministerin des Landes. Als solche unterwarf sie ihr Land in den elf Jahren als britische Premierministerin einem der schmerzvollsten Reformprozesse seiner Geschichte.

International setzte sie Zeichen durch den Falkland-Krieg und die enge Partnerschaft mit US-Präsident Ronald Reagan beim Fall des Eisernen Vorhangs, in der EU bleibt sie wohl als die Frau in Erinnerung, die oft "Nein" sagte. Als Thatcher im November 1990 unter Tränen ihren Amtssitz in Downing Street 10 verlässt, hat sie das Land komplett umgekrempelt. Thatcher stirbt im April 2013.

Tony Blair: Vom Jungstar zum "Schoßhund"

Geboren am 6. Mai 1953 im schottischen Edinburgh. Sein Vater war Rechtsanwalt und Mitglied der Konservativen Partei, Tony studierte ebenfalls Jus - in Oxford.

In die Labour-Partei trat Blair nach dem Universitätsabschluss Mitte der 70er Jahre ein. Zu jener Zeit lernte er auch seine spätere Frau Cherie Booth kennen, die er 1980 heiratete und mit der er vier Kinder hat. Nach dem er 1983 den Einzug ins Parlament schaffte, begann sein steiler Aufstieg.

Viele in seiner Partei, vor allem die Altlinken, mochten ihn jedoch nie. Als er 1994 Labour-Chef wurde, öffnete er die Partei für Wähler der Mitte, "New Labour" war geboren. So gewann er 1997 die Unterhauswahl und wurde der jüngste Premierminister seit 1812. Unter Blair gewann Labour auch die Wahlen 2001 und 2005, er wurde somit erst als zweiter Regierungschef nach der konservativen Margaret Thatcher drei Mal in Folge gewählt.

Seine Irak-Politik kostete den ehemaligen Hoffnungsträger der Linken jedoch die Unterstützung vieler Wähler und zuletzt auch wichtiger Teile seiner eigenen Partei. Als " Schoßhund Bushs" verspotteten sie ihn nach dem Irak-Krieg. Und auch mit seinem Rückzug auf Raten machte er sich keine Freunde. Am 27. Juni 2007 tritt Blair zurück, der Schotte Gordon Brown folgt ihm nach.

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