Melnyk: Ukrainischer NATO-Beitritt würde Atomkrieg-Risiko senken
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hält einen Nato-Beitritt seines Landes für ebenso schnell umsetzbar wie den von Finnland und Schweden. "Klar ist: Wir wollen schnell in die Nato. Das kann genauso rasch gehen wie im Fall von Schweden oder Finnland. Es bräuchte nur eine rein politische Entscheidung, um die Ukraine zügig ins Bündnis zu integrieren“, sagte Melnyk den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag).
Melnyk: "Wenn die Ukraine im Bündnis wäre, sinkt das Risiko eines Atomkrieges. Dann würde Putin wissen: Würde die Ukraine mit Nuklearwaffen angegriffen, müsste er mit einem atomaren Gegenschlag rechnen. Das würde ihn davon abhalten."
Finnland und Schweden vor Beitritt
Finnland und Schweden hatten wegen des Krieges am Mittwoch ihre Anträge für den Beitritt in die westliche Verteidigungsallianz eingereicht. Im Idealfall könnten die beiden Länder bis Ende des Jahres bereits Mitglieder sein. Allerdings zeichneten sich erste Verzögerungen aufgrund von Vorbehalten der Türkei ab.
EU-Mitgliedschaft innerhalb der nächsten zehn Jahre?
Melnyk hält auch eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine innerhalb der nächsten zehn Jahre für möglich, wie er den Funke-Zeitungen weiter sagte. "Uns geht es jetzt vor allem darum, den Kandidaten-Status zu erhalten. Dann kann der Verhandlungsprozess beginnen. Das ist eine wichtige politische Entscheidung." Von der Bundesregierung forderte er dabei "eine führende Rolle in diesem historischen Prozess".
Mit seiner oft kritisierten scharfen Wortwahl wolle er niemanden beleidigen, führte Melnyk aus. "Aber manchmal geht es nicht anders, als rhetorisch anzuecken, sogar zu provozieren", sagte der Diplomat. Er habe es merkwürdig gefunden, dass Entscheidungen wie die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine immer wieder verschoben worden seien.
Melnyk weiter: "Wir sind den Deutschen sehr dankbar, die rund 700 000 meiner Landsleute aufgenommen haben. Aber ich glaube, genau diesen Menschen, die so großartig helfen, müsste das peinlich sein. Sie reden ja mit den ukrainischen Flüchtlingen direkt, kennen ihre Sorgen und fragen sich wohl dann: Warum unternimmt die Bundesregierung nicht genug, um diesen barbarischen Krieg Russlands zu stoppen?"
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