Korruptionsskandal quer durch Südamerika

Perus Ex-Präsident auf der Flucht.Baukonzern Odebrecht lässt Regierungen wanken.

Der peruanische Ex-Präsident Alejandro Toledo soll 20 Millionen Dollar Bestechungsgelder vom brasilianischen Baukonzern Odebrecht kassiert haben – für den Bau der Interoceánica, einer Schnellstraße, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Die 2000 km lange Schnellstraße in Peru kostete statt der geplanten 850 Millionen Dollar am Ende 2,1 Milliarden Dollar.

Jetzt sind Toledo und seine Frau Eliane Karp auf der Flucht. Sie werden in San Francisco vermutet. Perus Staatschef Pablo Kuczynski bat US-Präsident Trump offenbar telefonisch um Hilfe bei dessen Ergreifung, berichtete die peruanische Nachrichtenagentur Andina. Toledo wollte sich eigentlich nach Israel absetzen, da seine belgische Frau auch die israelische Staatsbürgerschaft besitzt, doch die Israelis verweigerten dem Paar die Einreise – bis "seine Angelegenheiten" in Peru geklärt sind.

Auch Kolumbiens Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos soll im Wahlkampf 2014 Spenden von Odebrecht erhalten haben.

In Panama wurden die beiden Gründer der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca – bekannt durch den Skandal um Briefkastenfirmen ("Panama Papers") –, Jürgen Mossack und Ramón Fonseca Mora, festgenommen, weil sie am Korruptionsnetzwerk beteiligt sein sollen. Ramón Fonseca Mora sagt, Panamas Präsident Juan Carlos Varela habe Wahlkampfspenden von Odebrecht erhalten.

785 Millionen Dollar

Insgesamt sollen seit 2001 in zehn Ländern Lateinamerikas sowie in Angola und Mosambik rund 785 Millionen US-Dollar (734 Mio. Euro) an Schmiergeld geflossen sein. Fast alle Bauprojekte, auch für die Fußball-WM und die Olympischen Spiele in Brasilien waren am Ende viel teurer als geplant. Es geht natürlich auch um Bauprojekte des Ölkonzerns Petrobras. Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff wurde deshalb "von einer weitgehend korrupten und reformunfähigen politischen Klasse zu Unrecht aus dem Amt gejagt", analysierte der Spiegel. Ihren Nachfolger Michel Temer haben die Ermittler ins Visier genommen.

Es ist der Hartnäckigkeit der Ermittler in Brasilien, den USA und in der Schweiz zu verdanken, dass immer mehr Manager von Odebrecht aussagen. Sie erhoffen sich eine Kronzeugenregelung.

Einen schweren Rückschlag gab es am 19. Jänner. Da kam der ermittelnde Richter am Obersten Gerichtshof, Teori Zavascki, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Ein anderer brasilianischer Richter, Sérgio Moro, der auch Konzernchef Marcelo Odebrecht hinter Gitter gebracht hat (19 Jahre Haft), wird bereits als Präsidentschaftskandidat für 2018 gehandelt.

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