Vater der österreichischen Hamas-Geisel: "Ein Wunder, er kam aus der Hölle"

Tal Shoham kam nach 505 Tagen frei
„Wir lagen uns in den Armen und haben zunächst nur geweint.“ Das sagte Gilad Korngold, 64, über die bewegenden Momente am Samstagvormittag. An jenem Tag also, an dem sein Sohn Tal Shoham, mittlerweile 40 Jahre alt, nach 505 quälend langen Tagen in den Fängen der Terrororganisation Hamas wieder die Freiheit erlangte.
„Wir haben immer daran geglaubt, dass er lebt“, betonte Gilad Korngold am Montag in einem Zoom-Gespräch mit österreichischen Journalisten. „Jetzt startet das Leben von Neuem“, fügte er hinzu. Seine Ehefrau sei bei der Freilassung ihres Sohnes aufgeregter gewesen als bei dessen Geburt, habe sie gesagt.

Gilad Korngold glaubte immer daran, dass sein Sohn lebt, wie er sagt
Es sei gleichsam „ein Wunder“, dass Tal nun in Sicherheit ist, fuhr Gilad Korngold fort, „er kam aus der Hölle.“ Der 40-Jährige war am Samstag mit fünf anderen Hamas-Geiseln freigekommen.
Sein Sohn, der wie er auch die österreichische Staatsbürgerschaft hat, habe in der Gefangenschaft 25 kg abgenommen. Kein Wunder, die tägliche Essensration habe sich auf ein Fladenbrötchen und zwei Löffel Käse beschränkt. Kein Gemüse, kein Obst - also keine Vitamine. Und das zumindest die vergangenen zehn Monate in einem Tunnel ohne Tageslicht - nachdem er anfänglich in einer Wohnung in Gaza festgehalten worden sei.
„Ich muss den Geruch von Gaza wegbekommen“
Tal, der jetzt in einem Spital in Israel untersucht und wieder aufgepäppelt werde, sei zwar schwach, aber: „Er konnte gehen“, sagte der Vater stolz, so als ob sein Sohn sagen wollte, „ich bin der Boss, ich gehe jetzt nach Hause.“
Zuallererst habe der nun Freigelassene nach einer Dusche verlangt, schilderte Gilad Korngold in dem Zoom-Gespräch. Dessen Begründung: „Ich muss den Geruch von Gaza wegbekommen.“
Tal Shoham war am 7. Oktober 2023, an dem die Hamas vom Gazastreifen aus die Grenze zu Israel durchbrach und mehr als 1.200 Menschen ermordete, wie auch seine Frau Adi und die beiden damals acht- und dreijährigen Kinder Naveh sowie Yahel aus dem Kibbuz Beeri entführt worden. Insgesamt verschleppten Mitglieder der Islamisten-Miliz rund 250 Männer, Frauen und Kinder.
Familie wieder vereint
Gattin Adi und Naveh und Yahel kamen nach einem Deal bereits Ende November 2023 frei. Die lange ersehnte Wiedervereinigung konnte aber erst dieses Wochenende stattfinden. Allerdings befinden sich immer noch 63 Geiseln in den Händen der Hamas. Gemeinsam mit den Angehörigen dieser Verschleppten, von denen wohl viele bereits tot sein dürften, „werden wir kämpfen, bis auch die letzte Geisel“ wieder in Israel ist, betonte Gilad Korngold, der als Sohn einer Holocaust-Überlebenden (wie auch der Enkel) den österreichischen Pass erhielt.

Die Hamas inszeniert sich gerne selbst - vor allem auch bei Geiselfreilassungen
Ausdrücklich bedankte sich 64-Jährige beim früheren Kanzler Karl Nehammer, der ihn während dessen Israel-Besuchs getroffen und sich später regelmäßig über Tal Shoham informieren ließ. Aber auch bei Sondergesandten Peter Launsky-Tieffenthal und beim österreichischen Botschafter in Israel für deren Bemühungen zur Freilassung seines Sohnes.
Dieser müsse jetzt die Strapazen der Gefangenschaft unter ärztlicher Aufsicht überwinden. „Doch sobald Reisen wieder möglich ist, werden wir nach Österreich kommen.“
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