Korea-Konflikt: „Könnte sein, dass alles schnell gelöst wird“
Kim Hwang-sik war von 2010 bis 2013 Premierminister Südkoreas. Im von Alt-Präsident Heinz Fischer mitbegründeten „Ban Ki-moon Centre for Global Citizens“ in Wien sprach der 69-Jährige am Donnerstag mit dem KURIER über die Friedensgespräche – und über sein Herzensprojekt, die Nominierung zweier österreichischer Ordensfrauen für den Friedensnobelpreis (siehe Ende des Interviews).
KURIER: Das Treffen in Panmunjom gilt als große Chance. Glauben die Südkoreaner an eine Annäherung oder gar Wiedervereinigung mit dem Norden?
Kim Hwang-sik: Die Mehrheit der Menschen in Südkorea erwartet, dass das Treffen in Panmunjom zu einem guten Ergebnis kommen wird. Aber natürlich gibt es auch Leute, die Bedenken wegen der Annäherung haben.
Es könnte gut sein, dass alles auf einmal sehr schnell gelöst wird, auch wenn ich das von meiner Seite aus nicht erwarte. Die Gespräche werden jedenfalls ein guter Neubeginn sein.
Ist eine Wiedervereinigung für Sie denkbar? Wenn ja, in welchem Zeitrahmen?
Die Wiedervereinigung zwischen Ost- und Westdeutschland war ein Ereignis, dass niemand so plötzlich erwartet hatte. Genauso ist es auch in Korea, niemand weiß, wann eine Wiedervereinigung kommt, das weiß nur Gott.
Was wichtig ist, dass wir durch ständige friedliche Bemühungen die Chance auf Wiedervereinigung aufrecht erhalten. Eine genaue Strategie, ein Plan mit zeitlichen Vorgaben wäre dabei nicht optimal. „Wandel durch Annäherung“, wie Willy Brandt (früherer westdeutscher Kanzler, Anm.) gesagt hat.
Was sind die größten Hindernisse für eine Wiedervereinigung?
Das Grundhindernis ist meiner Meinung nach die nordkoreanische Regierungsform. Politische Ämter werden von Generation zu Generation vererbt, so ein System ist in der modernen Welt nicht üblich. So haben die hierarchischen Monarchien vor ein paar hundert Jahren funktioniert.
Kim Hwang-sik leitet ein südkoreanisches Komitee, das sich für die Vergabe des Friedensnobelpreises an zwei österreichische Ordensfrauen einsetzt. Marianne Stöger und Margaret Pissarek kümmerten sich jahrzehntelang um südkoreanische Lepra-Kranke, die auf einer Insel interniert waren. Mittlerweile 83 und 84 Jahre alt, leben die Frauen wieder in Tirol.
„Wir wollen mit der Nominierung ihre Arbeit ehren und bekannt machen“, so Kim. Die „blauäugigen Engel“, wie Stöger und Pissarek in Südkorea genannt werden, seien ein großes Vorbild für Menschen in aller Welt.
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