Denn neue Regeln nach dem Brexit und eine Rekord-Nachfrage führen zu einem Rückstau und deutlichen Verzögerungen bei der Bearbeitung von Pass-Anträgen. Bis zu zehn Wochen kann die Ausstellung derzeit dauern, warnt das Passamt. Offenbar aber auch länger.
Geschätzte fünf Millionen Briten haben wegen der Corona-Pandemie ihr Pass-Ansuchen hinausgezögert. Heuer könnten diese laut Experten von sonst rund 6.5 Millionen auf 9.5 Millionen steigen. Die Folge: Die Behörde ist durch einen „noch nie da gewesenen Ansturm“ überfordert, sagt Innenstaatssekretär Kevin Foster, der seine Landsleute dazu aufruft, den Prozess „so schnell wie möglich“ zu starten, um Enttäuschungen zu vermeiden.
Der EU-Austritt spielt dabei auch eine Rolle. Seit dem endgültigen Brexit müssen britische Staatsbürger zur Einreise in EU-Staaten nämlich Pässe vorweisen, die mindestens drei Monate über das Ausreisedatum hinaus gültig sind und innerhalb der vergangenen zehn Jahre ausgestellt wurden. So mancher, dem das erst spät bewusst wird, muss nun bangen.
Der britische Premier Boris Johnson, der schon wegen der Affäre um Lockdown-Feiern in der Kritik steht, will ein totales Reisechaos verhindern und droht der Pass-Behörde jetzt sogar mit der Privatisierung.
Die zuständige Gewerkschaft erklärt aber, das Rekrutieren von zusätzlichem Personal gestalte sich nach der Pandemie schwierig – statt geplanter 1.700 neuer Mitarbeiter habe man bisher erst 300 anstellen können.
Sechs Stunden Fahrt
Linda und ihr frisch verwitweter Vater mussten sogar einen Osterbesuch in Frankreich absagen. Sie hatte um Ersatz für ihren beschädigten Pass angesucht, 142 Pfund (169 Euro) bezahlt und die sechsstündige Reise von Sussex nach Peterborough und zurück auf sich genommen, weil ein persönlicher Termin notwendig war. Das Reisedokument kam dennoch nicht innerhalb der versprochenen acht Tage.
„Das Fiasko hat mich wegen des verlorenen Urlaubs 500 Pfund gekostet“, sagt Linda. „Aber schlimmer war der Stress für meine Familie. Dabei sollte die Reise meinen Vater trösten.“
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