Kommt einheitliche EU-Empfehlung für den vierten Stich?

Kommt einheitliche EU-Empfehlung für den vierten Stich?
Innerhalb einer Woche soll ein Vorschlag für gemeinsame Kriterien vorliegen. EMA prüft spanischen Booster-Impfstoff.

In spätestens einer Woche soll ein EU-weiter Vorschlag für die Verabreichung der vierten Dosis des Anti-Covid-Impfstoffs vorliegen, berichtet die italienische Zeitung Corriere della Sera. Das habe Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza nach dem Ministerrat der Gesundheitsminister am Dienstag erzählt.

"Wir brauchen gemeinsame Entscheidungen, einheitlich sowohl in Bezug auf den Zeitpunkt als auch auf die Generationengruppen", so Speranza in Bezug auf den vierten Stich. Ein Vorschlag für eindeutige Kriterien soll innerhalb einer Woche vorliegen und unter anderem von der EU-Kommissarin für Gesundheit, Stella Kyriakides, erarbeitet werden.

Kommt also EU-weit bald der vierte Stich für alle?

Das zeichne sich nicht ab, sagte Speranza: "Die Priorität besteht darin, die schwächsten Menschen zu schützen." Eine Orientierungshilfe: Am Dienstag hatte die FDA, die Arzneimittelbehörde der USA, entschieden, die vierte Dosis von Biontech/Pfizer und Moderna für alle über 50-Jährigen zuzulassen, nachdem die Impfstoffe zuvor nur für Immunsupprimierte bestimmt waren. Für die restliche Bevölkerung soll der vierte Stich im Herbst und frühestens vier Monate nach dem Booster kommen. Laut FDA-Mitteilung deutet es sich an, dass der vierte Stich den Schutz vor einem schweren Verlauf verbessert.

Keine allgemeine Empfehlung

In den EU-Staaten gibt es derzeit recht unterschiedliche Regelungen. Für Österreich hat das Nationale Impfgremium (NIG) Anfang März seine Empfehlung aktualisiert. Hochrisikopersonen sowie Menschen ab 65 könne demnach, sollten es hohe tägliche Fallzahlen und Viruszirkulation nötig machen, frühestens ab sechs Monaten nach der dritten Impfung eine weitere angeboten werden. Grundsätzlich ist derzeit eine vierte Impfung nicht zugelassen und auch für immunkompetente Personen nicht allgemein empfohlen.

Großbritannien plant, die vierte Impfung auf über 75-Jährige auszuweiten, in Frankreich ist von über 80 die Rede, in Deutschland soll der vierte Stich für über 70-Jährige angeboten werden. Der Umgang mit der vierten Dosis ist selbstredend auch von der Wirksamkeit des Impfstoffes gegen Omikron abhängig. Hier könnte es einen Gamechanger aus Spanien geben.

Spanischer Booster-Impfstoff wird geprüft

Die EU-Arzneimittelagentur EMA hat nämlich das schnelle Prüfverfahren für den Corona-Impfstoff des spanischen Herstellers Hipra gestartet. Der Wirkstoff sei als Booster-Impfung entwickelt worden, wie die EMA am Dienstag in Amsterdam mitteilte. Er sei zunächst gedacht für Erwachsene, die bereits mit anderen Covid-Impfstoffen geimpft wurden. Nach den vorläufigen Studien wirkt das Präparat auch gegen eine Omikron-Infektion.

Der Hersteller hatte nach Angaben der EMA erste Ergebnisse aus Labor- und klinischen Studien vorgelegt. Auf dieser Grundlage habe man das Prüfverfahren gestartet. Nach dem sogenannten Rolling Review-Verfahren werden Ergebnisse von Studien bereits bewertet, auch wenn noch nicht alle Resultate vorliegen und kein Antrag auf Zulassung gestellt wurde. Wie lange die Prüfung dauern wird, ist nach Angaben der EMA noch nicht abzusehen.

Der Hipra-Impfstoff soll den Körper in die Lage versetzen, sich gegen die Infektion zu verteidigen. Er enthält zwei Versionen des Spike-Proteins, die im Labor künstlich hergestellt wurden. Dieses Eiweiß hilft dem Virus, in die Zellen einzudringen. Nach der Impfung soll der Körper Antikörper und T-Zellen entwickeln. Diese würden dann bei einer Infektion das Virus töten und infizierte Zellen vernichten.

Fünf Corona-Impfstoffe sind bereits in der EU zugelassen. Zur Zeit laufen Prüfverfahren für insgesamt fünf weitere Impfstoffe.

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