Kolumbien und FARC-Rebellen vereinbaren Waffenstillstand

Weibliche Mitglieder der FARC in den Bergen Kolumbiens
Ein jahrzehntelanger Bürgerkrieg könnte bald zu Ende gehen.

Nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs haben sich die kolumbianische Regierung und die Guerillaorganisation FARC auf einen endgültigen Waffenstillstand verständigt. Beide Parteien hätten sich darauf geeinigt, dass die Rebellen die Waffen niederlegen und ihre Sicherheit gewährleistet wird, teilten die Unterhändler am Mittwoch in der kubanischen Hauptstadt Havanna mit.

Der Waffenstillstand gilt als Voraussetzung für einen Friedensvertrag, über den beide Seiten seit Ende 2012 verhandeln. Im Bürgerkrieg zwischen linken Guerillagruppen, rechten Paramilitärs und dem Militär starben in dem südamerikanischen Land seit Anfang der 1960er-Jahre rund 220.000 Menschen. Millionen wurden aus ihren Heimatorten vertrieben.

"Im Namen der zahllosen Opfer. Nicht mehr Tote und Schrecken für das Vaterland. Heute ist der letzte Tag des Krieges", schrieben die Unterhändler der FARC auf Twitter. Carlos Lozada vom Führungsgremium der FARC schrieb: "Wir haben unsere Pflicht erfüllt."

Treffen in Havanna

Am Donnerstag sollten Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos und FARC-Kommandant Rodrigo Londono alias "Timochenko" das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnen. Zu der Zeremonie in Havanna wurden zudem UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sowie Vertreter der Garantiemächte Kuba und Norwegen erwartet.

Die FARC hatten bereits vor einem knappen Jahr einen einseitigen Waffenstillstand verkündet. Die kolumbianischen Streitkräfte stellten daraufhin ihre Luftangriffe auf Stellungen der Rebellen ein. Die Intensität des Konflikts ließ dadurch spürbar nach.

Nun soll auch der Friedensvertrag zur Beilegung des seit Jahrzehnten andauernden Bürgerkriegs zügig unterzeichnet werden. Die Unterhändler einigten sich bereits auf eine Übergangsjustiz, landwirtschaftliche Entwicklungsprogramme in den Hochburgen der Rebellen sowie die politische Partizipation der Guerilla. Präsident Santos sagte zuletzt, die Verhandlungen könnten bis zum kolumbianischen Unabhängigkeitstag am 20. Juli abgeschlossen sein.

Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens - Volksarmee (FARC-EP) sind die größte und älteste Guerillaorganisation Lateinamerikas. Gemeinsam mit anderen Rebellengruppen kontrollierten sie einst große Teile von Kolumbien. Seit 2002 drängte das Militär die FARC immer weiter zurück. Nach Einschätzung von Experten hat die Guerilla derzeit noch rund 8.000 Kämpfer unter Waffen.

Die Ursprünge der FARC liegen im Bürgerkrieg zwischen der liberalen und konservativen Partei in Kolumbien in den 1950er-Jahren. Später diente die Guerilla der Kommunistischen Partei als militärischer Arm. Mit der Partei Union Patriotica (UP) versuchte die FARC ab 1984, in die Politik einzusteigen. Rechte Paramilitärs töteten daraufhin Tausende Anhänger und Politiker der UP.

Auf dem Höhepunkt ihrer Macht führte die FARC zwischen 1998 und 2002 bereits einmal Friedensgespräche mit der kolumbianischen Regierung. Damals wurde ihr eine demilitarisierte Zone von der Größe der Schweiz eingeräumt. Allerdings nutzten die Rebellen das Gebiet als Rückzugsort nach Angriffen und die Verhandlungen scheiterten.

Die FARC finanzieren sich vor allem durch den Drogenhandel, den illegalen Bergbau und Entführungen. Eines der prominentesten Opfer war die frühere kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, die bis zu ihrer Befreiung 2008 mehr als sechs Jahre in der Gewalt der Rebellen war.

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