Die Zahl der Klimaflüchtlinge steigt dramatisch an
Die Philippinen wurden binnen kürzester Zeit von zwei verheerenden Taifunen getroffen
Zwei aktuelle News zeigen die Dringlichkeit von einschneidenden Klimaschutzmaßnahmen erbarmungslos auf: Da sind zum einen die Philippinen zu nennen, die binnen kürzester Zeit von zwei Taifunen mit unglaublicher Zerstörungskraft heimgesucht wurden. Und zum anderen die iranische Hauptstadt Teheran, der aufgrund der anhaltenden Dürre buchstäblich das Wasser ausgeht – es wird bereits überlegt, die 15 Millionen Einwohner zu übersiedeln. Zwei Extremwetter-Ereignisse, die weltweit zunehmen und in der Folge auch zu massiven Migrationsbewegungen führen dürften.
Fast überall im Iran gehen die Wasservorräte zur Neige
Laut neuesten UN-Daten wurden in den vergangenen zehn Jahren bereits 250 Millionen Menschen zu „Klimaflüchtlingen“. Rein rechnerisch seien das pro Tag 70.000 Frauen, Männer und Kinder, die nach Wetter-„Kapriolen“ ihre Heimat verlassen, heißt es in einem Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR zu Beginn der Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém. Allein heuer seien bereits 86 Millionen Menschen vor Fluten, Stürmen oder Hitzewellen samt Dürren geflohen.
Doppelte Bedrohung
Oft, so wird in dem Report festgehalten, gebe es für die betroffenen Bevölkerungen eine doppelte Bedrohung – Kriege und Konflikte sowie die Klimakrise. In Zahlen: Drei von vier Flüchtlingen leben in Ländern, die besonders stark an den Folgen der Erderwärmung und den damit verbundenen Extrem-Wetterereignissen leiden.
Das betrifft einerseits die kleinen Pazifikinseln, wie Tuvalu oder Kiribati, die buchstäblich untergehen, weite Teile des asiatischen Kontinents, wo die Niederschläge fehlen (siehe Teheran) und natürlich Afrika, wo sich die Sahara immer schneller ausbreitet. So droht die Sahelzone mit den Krisen- und Konfliktstaaten Mali, Niger oder Sudan, zur Todeszone zu werden – mit dem Effekt, dass sich mehr und mehr Menschen Richtung Europa aufmachen.
„Um weitere Vertreibungen zu verhindern, muss die Klimafinanzierung die Gemeinden erreichen, die bereits am Rande des Abgrunds stehen“, schlägt UNHCR-Chef Filippo Grandi Alarm. Es gebe zwar diesbezüglich zugesagte Gelder, doch lediglich ein Viertel davon würde die von Konflikten bedrohten Staaten erreichen, die selbst abertausende Flüchtlinge aufgenommen hätten. An die etwa 50.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen (Diplomaten, Beamte, Lobbyisten, Journalisten) der Weltklimakonferenz in Belém (COP 30) appellierte Grandi: „Wir brauchen echte Maßnahmen, keine leeren Versprechungen.“
Bei einem Treffen in diesem Format hatten sich die Länder 2015 in Paris darauf verständigt, die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad zu begrenzen. Jüngsten Untersuchungen zufolge, wird diese Marke aber wohl schon in den kommenden Jahren überschritten werden.
„COP der Wahrheit“
Deswegen sprach Brasiliens Präsident Lula da Silva als Gastgeber von einer „COP der Wahrheit“, bei der die Staaten zu liefern hätten. Konkret will er zwei Vorhaben vorantreiben: einen milliardenschweren Fonds zum Schutz der tropischen Wälder und mehr Geld für ärmere Länder für Anpassungsmaßnahmen an die Klimakrise – bis 2035 würden dafür jährlich 310 Milliarden US-Dollar fehlen, kumuliert also mehr als drei Billionen US-Dollar.
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