Was bleibt von der DDR? "Mehr als Mauer und Stasi"

Film "Good Bye, Lenin!": Alex hält die DDR für seine Mutter auch noch nach 1989 am Leben. Viele Ostdeutsche fühlten sich nicht gehört.
Die Historikerin Katja Hoyer polarisiert mit einem Buch über die DDR und diskutiert, wie das Erbe der Wende die AfD heute stark macht.

"Beschönigung der Diktatur" und ein Hauch "Ostalgie" – Katja Hoyers "Diesseits der Mauer" über den Alltag in der DDR sorgt für teils heftige Debatten in Deutschland. Das Buch erscheint zu einer Zeit, in der die AfD in Umfragen bundesweit bei 20 Prozent liegt und die Partei ihren ersten Landesrat und Bürgermeister stellt. Doch das Hoch der Rechtspopulisten im Osten allein auf das Erbe der Wende zurückführen, greife zu kurz, so die Historikerin.

KURIER: Sie schreiben, Ostdeutschland sei mehr als Stasi und Mauer – nämlich?

Katja Hoyer: Nicht jeder, der in der DDR gelebt hat, hat Tag und Nacht über Pressefreiheit und Stasi nachgedacht. Das war natürlich Teil des Lebens. Aber die Menschen haben gearbeitet, sind in den Urlaub gefahren, haben Familien gegründet. Sie haben mit, gegen und am Staat vorbei gelebt. Ich will das Bild vervielfältigen und aufzeigen, dass es 16 Millionen Geschichten der DDR gibt – von den Menschen, die dort gelebt haben.

In Großbritannien wurde Ihr Buch gelobt, in Deutschland warfen Ihnen einige Kritiker "Ostalgie" vor, dass Sie die Diktatur verharmlosten.

Man muss schon einiges weglassen, um aus dem Buch herauszulesen: "Oh, das war aber schön damals, das wollen wir wiederhaben, mitsamt Stasi, Diktatur und Unterdrückung." Ich habe eher das Gefühl, dass da etwas auf mich projiziert wird, was schon lange in der Gesellschaft vorherrscht.

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