Wieso Israel sogar Donald Trumps Zorn ignorierte und in Katar zuschlug

Hamas-Büro in Doha, von israelischen Raketen getroffen
Vergangenes Wochenende flogen mehrere Vertreter der Hamas, die sich sonst in Ägypten oder der Türkei aufhalten, in das offizielle Büro der Terrororganisation nach Doha, der Hauptstadt Katars. Ihr Ziel: Über einen Waffenstillstand für Gaza verhandeln. Für derartige Gespräche war Doha bisher stets ein sicherer Ort, das Emirat Katar hat sich als respektierter Gastgeber verschiedener internationaler Verhandlungen etabliert.
Damit war es am Dienstagnachmittag um 15 Uhr 46 (Ortszeit) vorbei. Mehrere, von israelischen Kampfflugzeugen abgefeuerte Raketen schlugen in dem Gebäude am Rande der katarischen Hauptstadt ein, in dem die Büros der Hamas untergebracht waren. Mindestens sechs Personen wurden dabei getötet - aber offenbar nicht jene Verhandler der Hamas, die Israel eigentlich im Fokus gehabt hatte.
Israels Regierung von Premier Benjamin Netanjahu hatte zwar geschworen, jedes Hamas-Mitglied aufzuspüren und zu töten, das an den Anschlägen vom 7. Oktober 2023 beteiligt war. Bei den Anschlägen waren 1.200 Israelis ermordet und rund 250 Geiseln genommen worden. Doch ein Angriff auf das kleine Emirat Katar, ein enger Verbündeter der USA, galt bisher als tabu. Doch nun saßen die höchstrangigen Hamas-Verhandler quasi wie auf einem Tablett vor den Jägern der israelischen Geheimdienste - und so wurden auf Befehl Netanjahus beschlossen, die Hamas-Verhandler zu töten - selbst um den Preis die USA und deren Präsidenten zu verärgern.
Trump reagierte "sehr unglücklich"
Tatsächlich reagierte Donald Trump "sehr unglücklich" auf den Angriff. Die Eliminierung der Hamas sei „ein würdiges Ziel“, sagte ein sichtlich nicht begeisterter US-Präsident, fügte aber hinzu:
„Ich habe ein sehr schlechtes Gefühl hinsichtlich des Ortes des Angriffs.“ Die Entscheidung, in Katar anzugreifen, habe allein Israel getroffen, sagte Trump.
Nach Informationen des Wall Street Journals wurden die USA von Israel erst unmittelbar vor Abschuss der Raketen informiert. Das Weiße Haus wiederum rief Katars Premierminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani an, da waren die Raketen schon zehn Minuten zuvor eingeschlagen.
Mehr als 1.500 Kilometer ist Tel Aviv von Doha entfernt. Die israelischen Kampfjets vermieden den Luftraum von Saudi-Arabien, und feuerten dennoch aus großer Distanz präzise auf das Ziel. In den avisierten Büroräumen aber hatten sich nicht die angepeilten Hamas-Verhandler befunden, sondern nur deren Handys und einige andere Personen. Die Männer, die Israel töten wollte, waren kurz zuvor zum Gebet aufgebrochen - und hatten ihre Mobiltelefone aber zurückgelassen.
Der Einsatz sei monatelang vorbereitet worden, hieß es aus Israel. Premier Netanjahu triumphierte, Verhandlungen mit der Hamas über einen Waffenstillstand für Gaza ruhen vorerst. Es war wohl auch ein Ziel Netanjahus.
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