Kampf gegen IS: 119 Zivilisten bei US-Angriffen getötet
Bei ihren Luftangriffen gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) haben die US-Streitkräfte nach eigenen Angaben seit August 2014 insgesamt 119 Zivilisten getötet. Die vom US-Zentralkommando am Mittwoch (Ortszeit) veröffentlichte Zahl liegt deutlich unter Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen.
Die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" berichtete unterdessen über einen Luftangriff auf Al-Heisha, 40 Kilometer nördlich von Raqqa (Rakka), bei dem 20 Zivilisten getötet und 32 verletzt worden seien. "Wir haben Teams, die rund um die Uhr daran arbeiten, ungewollte zivile Opfer zu vermeiden", sagte Oberst John Thomas vom US-Zentralkommando (Centcom). Die Berechnung mit den 119 unbeabsichtigt getöteten Zivilisten beziehe sich auf 24 Luftangriffe. Die US-Luftwaffe nimmt für sich in Anspruch, Präzisionswaffen einzusetzen, um Zivilisten möglichst nicht zu treffen. Dagegen setze Russland bei den Angriffen in Syrien konventionelle Bomben ein, die für die Zivilbevölkerung weitaus bedrohlicher seien.
Die Nichtregierungsorganisation Airways gibt die Zahl der Zivilisten, die bei Angriffen der Anti-IS-Koalition seit August 2014 getötet wurden, mit 1.787 an. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nennt die Zahl von mindestens 300 getöteten Zivilisten. Die USA führen rund vier Fünftel aller Luftangriffe der Anti-IS-Koalition aus.
Bei dem Angriff auf Al-Heisha seien 20 Zivilisten getötet und 32 verletzt worden, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdul Rahman. Unter den Getöteten seien fünf Frauen und zwei Kinder. Ein Sprecher der Anti-IS-Koalition bestätigte, dass in der fraglichen Gegend Luftangriffe verübt wurden. Um die Verantwortung für zivile Opfer zu klären, würden aber "genauere Informationen" benötigt.
Die Beobachtungsstelle, die ihren Sitz in Großbritannien hat und sich bei ihren Veröffentlichungen auf ein dichtes Informantennetz in Syrien stützt, veranschlagt die Zahl der zivilen Toten durch Angriffe der Anti-IS-Koalition in Syrien seit September 2014 auf 680, darunter 169 Kinder. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Amnesty International warf den irakischen Regierungstruppen am Donnerstag vor, bei ihrem Vormarsch auf Mosul (Mossul) sechs Dorfbewohner erschossen zu haben. "Männer in Polizeiuniformen haben zahlreiche extralegale Hinrichtungen vorgenommen", sagte die Amnesty-Beauftragte Lynn Maalouf in Beirut. "In einigen Fällen wurden die Dorfbewohner gefoltert, bevor sie erschossen wurden."
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