Kairo: Ex-Regierungschef Kandil verhaftet

Kairo: Ex-Regierungschef Kandil verhaftet
Nach einem Anschlag bezeichnete der aktuelle Premier die Muslimbruderschaft als "Terrororganisation".

Ägyoten kommt nicht zur Ruhe: Die Polizei hat am Dienstag den früheren Regierungschef des abgesetzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi, Hashim Kandil, festgenommen. Kandil war Ende September zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden, weil er ein Gerichtsurteil über die Aufhebung der Privatisierung einer Staatsfirma nicht umgesetzt hatte. Der Grund für die Festnahme war vorerst nicht bekannt.

Doch die Hintergründe sind klar: Der Konflikt zwischen Regierung und Muslimbruderschaft spitzt sich zu. Am Dienstag kamen bei einem Autobombenanschlag auf ein Polizeiquartier im Norden Ägyptens mindestens 13 Menschen ums Leben. Daraufhin bezeichnete Ägyptens Premier Hasem Beblawi die islamistische Muslimbruderschaft als "Terrororganisation".

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen war die Druckwelle der Explosion noch in 20 Kilometer Entfernung zu spüren. Auf Fernsehbildern waren zerstörte Gebäudefassaden und zahlreiche Rettungswagen zu sehen. Unter den Verletzten befindet sich nach Angaben aus seinem Umfeld auch der Chef der Sicherheitskräfte der Provinz, Sami el-Mihi. Zwei seiner Assistenten seien getötet worden. Noch am Dienstag wurden die Opfer beigesetzt.

Verfassungsreferendum steht an

Die Muslimbruderschaft verurteilte das Attentat, dennoch wurde ihr die Tat zugeschrieben. Regierungschef Beblawi bezeichnete die Muslimbruderschaft laut einem Sprecher als "Terrororganisation", wie die Nachrichtenagentur Mena berichtete. Beobachter werteten dies als Hinweis darauf, dass die Behörden vor dem anstehenden Verfassungsreferendum möglicherweise noch härter gegen die Organisation vorgehen würden. Das ägyptische Militär, das Mursi Anfang Juli abgesetzt hatte, bewirbt den zur Abstimmung vorbereiteten Verfassungsentwurf als ersten großen Schritt hin zur Demokratie.

Innenminister Mohamed Ibrahim sagte in Mansura, der Anschlag sei "ein Versuch, die Ägypter vor dem Referendum zu terrorisieren". Es gebe jedoch Vorkehrungen für die Sicherheit während des Referendums, und dieses werde wie geplant im Jänner stattfinden. Das Verfassungsreferendum ist nach derzeitigem Stand für den 14. und 15. Jänner geplant. Wird die Verfassung vom Volk angenommen, sollen bis Jahresmitte Parlaments- und Präsidentschaftswahlen abgehalten werden.

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