Während Medien Tipps lieferten, um Strom und damit Geld zu sparen – auf den besagten Saunagang verzichten, lieber die Mikrowelle statt den Herd verwenden, ein Buch lesen statt Netflix schauen –, ärgerten sich so manche Haushalte wohl über ihren Stromvertrag. Die hohen Rechnungen suchen nämlich vor allem jene heim, die sich für einen börsenabhängigen Preis statt einem Fixpreis entschieden haben. Das ist circa die Hälfte der finnischen Haushalte.
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Dass es gerade Finnland mit den Preisen hart trifft, hat verschiedene Ursachen: Bei mehreren Atomkraftwerken sind Störungen aufgetreten, die Stromproduktion der Windkraftanlagen nahm ab.
"Brauchen noch mehr Atomkraft"
Finnland bestreitet rund 42 Prozent seiner Energie aus Atomkraft, Energie aus Wind und Wasser machen 37 Prozent aus, fossile Brennstoffe spielen eine marginale Rolle. Die Entwicklungen der letzten Woche würden dennoch klar machen, "warum wir noch mehr Atomkraft brauchen, um Schwankungen in Verbrauch und Produktion zu bewältigen", sagte Energieminister Kai Mykkänen.
Schwankungen sind in der Tat bezeichnend für Finnland. Als das Land sich nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine um die NATO-Mitgliedschaft bemühte, kappte der russische Energie-Konzern Inter RAO im Mai 2022 die Stromlieferung, wonach dem Land mit 5,5 Millionen Einwohnern zehn Prozent der Stromversorgung wegbrach.
Regierungskrise
Der bilaterale Bau eines Atomkraftwerks in Nordfinnland wurde von Helsinki gestoppt. Im darauf folgenden Winter konnten Stromausfälle nur mit Sparmaßnahmen und Exporten aus Schweden verhindert werden. Der Strompreis kletterte im Dezember 2022 schließlich auf 60 Cent pro Kilowattstunde und führte zu einer Regierungskrise.
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Als dann das neue Atomkraftwerk Olkiluoto-3 ans Netz ging und starker Regen die Wasserkraft-Energie nährte, fielen die Strompreise kurzfristig ins Bodenlose und Finnland wurde für seine emmissionsfreie wie billige Energieversorgung international gefeiert – verfrüht.
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