Juncker zu Zeitumstellung: "Komme aus dem Staunen nicht heraus"

FILE PHOTO: Meeting of the College of EU Commissioners in Brussels
Der scheidende EU-Kommissionspräsident verteidigt seinen Vorstoß zur Abschaffung der Sommerzeit - und kritisiert die Mitgliedsstaaten.

Der scheidende EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker hat wenig Verständnis für die stockende Abschaffung der Zeitumstellung in Europa. "Ich komme aus dem Staunen nicht heraus", sagte Juncker dem ARD-Europastudio Brüssel am Mittwoch. "Wenn die Kommission nicht alles regelt, können es die Mitgliedstaaten unter sich nicht regeln", kritisierte er.

Juncker verteidigte seinen Vorstoß zur Abschaffung der Sommerzeit. Er habe den Vorschlag gemacht, weil er aus vielen Gesprächen wisse, dass die halbjährliche Zeitumstellung "ein Problem darstellt, und das wollte ich abschaffen". Die EU-Staaten hätten nun die Aufgabe, regionale Vereinbarungen zu treffen. Konkret sollen sie sich entscheiden können, ob sie künftig dauerhaft Sommer- oder Normalzeit haben wollten.

84 Prozent der Europäer für Abschaffung

Die Brüsseler Behörde stützte sich dabei vor allem auf die Ergebnisse einer öffentlichen Befragung. 4,6 Millionen Menschen in der ganzen Europäischen Union beteiligten sich, 84 Prozent von ihnen sprachen sich für die Abschaffung der Zeitumstellung aus. Es war die mit Abstand erfolgreichste Befragung, die die Behörde bis dato durchgeführt hatte. Allerdings: Die 4,6 Millionen Teilnehmer stellen weniger als 1 Prozent der EU-Bevölkerung dar. Und allein 3 Millionen von ihnen kamen aus Deutschland. Das Europaparlament fordert ein Ende der Umstellung ab 2021. Bei den EU-Staaten stocken die Gespräche allerdings. Etliche Länder haben noch keine Position. Österreich hat unter der früheren türkis-blauen Regierung eine Präferenz für eine dauerhafte Sommerzeit geäußert.

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