Johnson zwischen Juncker und Hulk

Johnson zwischen Juncker und Hulk
Der britische Premier traf am heutigen Montag mit Kommissionschef Juncker zusammen, um über eine Brexit-Einigung zu reden.

„I passionately believe a deal is possible“ – was der britische Premierminister Boris Johnson vor seinem Treffen mit dem scheidenden EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker am Montag in Luxemburg gebetsmühlenartig wiederholte, lässt sich nur schwerfällig in Deutsche übersetzen: "Ich glaube leidenschaftlich daran", dass eine Einigung mit der Europäischen Union über einen Austritt Großbritanniens aus der EU immer noch möglich sei. Vor dem Treffen schrieb er in der britischen Zeitung Daily Telegraph, die nächsten Tage seien entscheidend.

Nicht voll des leidenschaftlichen Glaubens, aber doch optimistisch, zeigten sich vor dem Gespräch auch die EU-Staaten. Nach Angaben der finnischen Ratspräsidentschaft sind sie weiter zu Gesprächen mit Großbritannien über eine Lösung im Brexit-Streit bereit. "Wir bleiben offen", sagte die finnische Europaministerin Tytti Tuppurainen am Montag in Brüssel, deren Land derzeit den EU-Vorsitz innehat. "Die EU ist immer bereit zu verhandeln, wenn das Vereinigte Königreich einen richtigen Vorschlag vorlegt." Bisher habe sie aber keinen Plan Londons gesehen, der die umstrittene Auffanglösung für Nordirland ersetzen könnte.

"Beide Seiten der irischen Grenze schützen"

Das soll sich laut Johnson nun ändern: "Wenn wir in den nächsten Tagen genug Fortschritte machen, will ich zu diesem entscheidenden EU-Gipfel am 17. Oktober gehen und eine Vereinbarung finalisieren, die die Interessen von Unternehmen und Bürgern auf beiden Seiten des Kanals und auf beiden Seiten der irischen Grenze schützt", erklärte er.

Allerdings ließ der Premier erneut keinen Zweifel daran, dass seinem Willen nach Großbritannien am Stichtag 31. Oktober die EU auch ohne eine Vereinbarung verlassen werde, obwohl das Parlament ein Gesetz verabschiedet hat, wonach Großbritannien in einem solchen Fall die EU um eine Verschiebung des Brexit bitten muss. "Es ist nicht und es war auch nicht das, was ich wollte, aber unsere Vorbereitungen sind sehr umfangreich", schrieb Johnson mit Blick auf einen harten Brexit.

Ob Johnsons Zuversicht gerechtfertigt ist, wird sich erst im Laufe des Tages zeigen. Juncker hatte am Wochenende ein neues Abkommen zum Brexit erneut abgelehnt und den Briten vorgeworfen, keine alternativen Vorschläge vorgelegt zu haben. Vor dem Gespräch zeigte er sich aber "vorsichtig optimistisch". An dem Treffen in Luxemburg nahmen auch EU-Brexit-Verhandlungsführer Michel Barnier und der britische Brexit-Minister Stephen Barclay teil.

Großbritannien als Hulk

Vorab hatte Johnson bereits mit dem etwas skurrilen Vergleich der britischen Situation mit der muskelbepackten Comic-Figur Hulk Unmut ausgelöst. "Je wütender Hulk wird, desto stärker wird Hulk", hatte er der Mail on Sunday gesagt. Und weiter: "Hulk ist immer entkommen, egal wie eng gefesselt er war - und so ist das auch mit diesem Land."

Das Muskelmonster ließ diesen Vergleich nicht auf sich sitzen. US-Schauspieler Mark Ruffalo, der im letzten "Marvel's The Avengers"-Blockbuster die Comic-Figur verkörperte, twitterte am späten Sonntagabend: "Boris Johnson vergisst, dass Hulk nur für das Wohl des Ganzen kämpft. Zornig und stark kann auch beschränkt und zerstörerisch sein. Hulk funktioniert am besten, wenn er im Einklang mit einem Team ist, und er ist eine Katastrophe, wenn er alleine ist."

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