"Aggressive Form": Ex-Präsident Joe Biden hat Prostatakrebs

Zusammenfassung
- Ex-US-Präsident Joe Biden ist an einem aggressiven, aber behandelbaren Prostatakrebs erkrankt, der auf die Knochen gestreut hat.
- Sein Rückzug aus dem Wahlkampf 2024 erfolgte unter wachsendem Druck und gesundheitlichen Spekulationen, obwohl Biden dies bestritt.
- Politische Weggefährten und Gegner, darunter Donald Trump, äußerten Genesungswünsche, während Bidens Diagnose eine öffentliche Debatte entfachte.
Für einen Moment kommt der mit Worten erbittert geführte innenpolitische Bürgerkrieg in Amerika zum Stillstand. "Melania und ich sind traurig über Joe Bidens jüngste medizinische Diagnose", schreibt Donald Trump auf seiner Kommunikations-Plattform Truth Social. "Wir wünschen Jill und der Familie alles Gute und Joe eine schnelle und erfolgreiche Genesung."
Der amtierende US-Präsident reagiert damit auf die kurz zuvor öffentlich gewordene Hiobsbotschaft für seinen von ihm bislang regelmäßig diffamierten demokratischen Vorgänger: Bei Joe Biden, dem 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten, wurde nach offiziellen Mitteilungen seines Büros eine "aggressive Form" von Prostatakrebs festgestellt, der bereits in die Knochen metastasiert hat und damit nach Angaben von Medizinern als "nicht mehr heilbar" gilt.
Hoffnungsschimmer im Fall Biden: Der Tumor sei "hormonempfindlich", erklärten Ärzte in ersten Stellungnahmen. Dadurch verbesserten sich die Behandlungsoptionen.
Probleme beim Urinieren
Fach-Mediziner in den USA wie Dr. Judd Moul von der Duke Universität äußerten auf Basis der bisher bekannt gewordenen Details die Einschätzung, dass Biden "noch fünf, zehn Jahre oder länger" mit der Erkrankung leben könne.
Sie war am vergangenen Freitag diagnostiziert worden, nachdem vor einer Woche bei dem langjährigen US-Senator und früheren Vize-Präsidenten unter Barack Obama ein kleiner Knoten in der Prostata festgestellt worden war. Biden hatte über Probleme beim Urinieren geklagt.
Danach hat der Krebs bei Biden einen sogenannten "Gleason-Score" von 9. Der Gleason-Score wird verwendet, um das Aussehen von Prostatakrebs unter dem Mikroskop zu klassifizieren; 9 und 10 sind die aggressivsten Werte. Der Krebs befindet sich im Stadium 4. Das bedeutet, dass er sich ausgebreitet hat.
Laut Biden-Umfeld würden derzeit spezifische Behandlungsmethoden geprüft. In der Regel wird dabei zunächst versucht, die Testosteronversorgung des Krebses zu kappen. Früher geschah dies durch die Entfernung der Hoden. Heute haben Männer die Wahl zwischen zwei Medikamenten, die als Pille oder Injektion verbracht werden.
In den USA erkrankt statistisch jeder achte Mann an Prostatakrebs, je älter - desto häufiger. Nach Lungenkrebs ist Prostata-Krebs die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache bei Männern.
Neues Buch über Biden
Die Nachrichten von der ernsten Erkrankung fällt beinahe zusammen mit dem morgigen Erscheinen eines seit Tagen in den USA für Aufsehen sorgenden Buches, das sich der Frage des geistigen Zustands von Biden während seiner 2020 begonnenen Amtszeit widmet.
Die bekannten Journalisten Jake Tapper (CNN) und Alex Thompson (Axios) haben mit über 200 Akteuren aus der näheren Umgebung Biden und der Demokratischen Partei gesprochen. Ihr Fazit, das von den Republikanern als Skandal bezeichnet wird und bereits den Ruf nach einer Untersuchungs-Kommission laut werden ließ: Bidens engster Zirkel habe alles unternommen, um den starken physischen und mentalen Verfall Bidens vor allem in den Jahren 2022 bis 2024 vor der amerikanischen Öffentlichkeit zu vertuschen.
Der 82-Jährige war offiziell bis Mitte Januar dieses Jahres der älteste Präsident der Vereinigten Staaten. Nach einer total missglückten TV-Vorstellung mit seinem damaligen Präsidentschafts-Rivalen Trump im vergangenen Sommer zog sich der aus Pennsylvania stammende Demokrat auf starken Druck seiner Partei zurück und machte den Weg für die Kandidatur seiner Vize-Präsidentin Kamala Harris frei, die im vergangenen November gegen Trump klar unterlag. Die Partei hat sich bis heute von der Niederlage nicht erholt.
Genesungswünsche
In den Kreis derer, die im politischen Tageskampf innehielten und Genesungswünsche sendeten, reihte sich von Kamala Harris und Barack Obama über Hillary Clinton bis zum kalifornische Gouverneur Gavin Newsom fast die gesamte demokratische Partei-Elite ein. Tenor: Biden, der nach dem Hirntumor-Tod seines ältesten Sohnes Beau das Besiegen der Geißel Krebs durch intensive Forschung zu seinen politischen Top-Zielen gemacht hatte, sei ein „Kämpfer, der diese Herausforderung mit der gleichen Stärke, Unverwüstlichkeit und dem gleichen Optimismus angehen wird, die sein Leben und seine Führungsqualitäten immer geprägt haben”.
Aber auch extreme Gegner Bidens wie die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene meldeten sich mit anteilnehmenden Worten: „Es tut mir leid, diese Nachricht zu hören“, schrieb sie, "Krebs ist wirklich schrecklich. Mein Vater ist 2021 an Krebs gestorben. Ich bete für Joe Biden und seine Familie."
Wie lange die Zurückhaltung gerade auf republikanischer Seite anhalten wird, ist fraglich. Angefangen bei Donald Trump wird dort seit Monaten das Narrativ genährt, Biden sei bereits vor Jahren de facto arbeitsunfähig gewesen. Unbekannte Dritte hätten in Wahrheit die Staatsgeschäfte in den USA geführt. Dabei hatte Bidens Leibarzt im Walter Reed-Militär-Hospital den dienstältesten Top-Politiker der USA noch im Februar 2024 für vollständig „diensttauglich” erklärt.
Zweifel daran wurden zuletzt laut, als Audio-Mitschnitte eines Interviews von Biden mit Robert Hur, einem Sonder-Ermittler des Justizministeriums, aus 2023 öffentlich wurden. Es ging um den Vorwurf, Biden habe sensible Staats-Dokumente unter anderem in einer Privat-Garage deponiert. Die fünfstündigen Aufnahmen zeigten einen Präsidenten, der oft mit stockender Stimme spricht und erhebliche Wissenslücken offenbart; etwa beim Zeitpunkt des Todes seines Sohnes Beau oder der Wahl Donald Trumps.
Biden lebt zurückgezogen in seinem Haus in Wilmington
Seit seinem Ausscheiden aus dem Amt lebt Biden mit der ehemaligen First Lady Jill Biden zurückgezogen in seinem Haus in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware. Gemeinsam mit seinem Stab plant er sein Leben nach der Präsidentschaft. Nachdem Donald Trump die 100-Tage-Schonfrist im Amt überschritten hatte gab Biden in den vergangenen Wochen mehrere Interviews. Sein Ziel war es, die Behauptungen zurückzuweisen, er leide extrem unter geistigem Verfall.
"Das ist falsch", sagte er in einem Interview in der TV-Sendung ‚The View’. "Es gibt nichts, was das belegen könnte." Biden fügte auch, was ihm die Demokraten prompt übel nahmen, hinzu, dass er Trump hätte besiegen können, wenn er nicht im Sommer 2024 aus dem Wahlkampf ausgestiegen wäre.
Kommentare