Jeder Bürger weltweit zahlt 215 Euro für militärische Aufrüstung

Auch die Inder rüsteten massiv auf
Studie: Welt rüstet so sehr auf wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr, USA und China sind Spitzenreiter.

Die Welt rüstet auf, wie seit mehr als 30 Jahren nicht: 2018 stiegen die weltweiten Militärausgaben um 2,6 Prozent auf schätzungsweise rund 1,64 Billionen Euro, errechnete das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri. Das bedeutet einen neuen Höchststand seit 1988, als noch der Kalte Krieg die Welt im Griff hatte.

Besonders die USA und China investierten deutlich mehr ins Militär. Während Russland nach einem weiteren Rückgang erstmals seit zwölf Jahren aus den Top Fünf herausrutschte, überholte Deutschland mit einem Anstieg um 1,8 Prozent auf 44,4 Milliarden Euro Japan und liegt damit nun an weltweit achter Stelle. Trotzdem verfehlt das Land damit deutlich das NATO-Ziel von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). 1,2 Prozent stehen bei unserem Nachbarn zu Buche – ein Wert, von dem Österreich nur träumen kann.

Dass die US-Streitkräfte 583 Milliarden Euro und damit mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller weltweiten Militärausgaben erhielt, liegt vor allem an dringend benötigten neuen Waffensystemen. Der österreichische Generalstab würde drei Milliarden Euro benötigen, um den Investitionsrückstau der vergangenen Jahre zu bereinigen. Die chinesischen Militärausgaben stiegen derweil um 5,0 Prozent und damit zum 24. Mal in Folge. Die zehn vordersten Plätze komplettieren Saudi-Arabien, Indien, die drei UN-Vetomächte Frankreich, Russland und Großbritannien sowie Deutschland, Japan und Südkorea.

Russland als Bedrohung

Auch wenn die russischen Militärausgaben unter anderem aufgrund der Wirtschaftsprobleme zurückgehen, werde Russland in der Region weiter stark als Bedrohung wahrgenommen, sagte Sipri-Fachmann Pieter Wezeman. Das Resultat: deutlich höhere Verteidigungsausgaben in Polen, der Ukraine, Bulgarien, Lettland, Litauen und Rumänien.

Gemessen am BIP liegen neben Spitzenreiter Saudi-Arabien (8,8 Prozent) Länder aus dem Nahen- und Mittleren Osten auf den ersten Rängen: Oman, Algerien, Kuwait und der Libanon investieren allesamt mehr als 5 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts ins Militär. Allerdings konnte Sipri aus Ermangelung an Daten keine Zahlen den Vereinigten Arabischen Emiraten ermitteln, die noch 2016 5,7 Prozent des BIP investiert hatten.

Im Durchschnitt werden 2,1 Prozent des globalen BIP in Rüstungsgüter investiert. Das entspricht – so die Forscher – 215 Euro pro Person.

Stark gestiegen sind die Militärausgaben auch in Indien und Pakistan: Die beiden Länder, zwischen denen der Kaschmir-Konflikt wieder auflodert, haben 2018 zusammen fast 70 Milliarden Euro ausgegeben, Pakistan hat seine Ausgaben um elf Prozent gesteigert. Die weltweiten Militärausgaben steigen seit 1999 jährlich – nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und den darauffolgenden Kriegen noch rasanter.

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