Wegen Streit um Taiwan: Japanische Sängerin muss Konzert in China abbrechen

Daily life in Shanghai
Beim Auftritt der "One Piece"-Sängerin Maki Otsuki in Shanghai gingen plötzlich Ton und Lichter aus, dann wurde sie von der Bühne geführt.

Maki Otsuki ist kein großer Popstar. Vielen Anime-Fans in Asien ist die 52-Jährige trotzdem ein Begriff, hat sie doch einige Songs für "One Piece" beigesteuert, die Zeichentrick-Adaption einer der erfolgreichsten Manga-Reihen aller Zeiten. In den ersten 30 Folgen der 1999 gestarteten TV-Serie ertönt zum Abspann etwa ihr Lied "Memories". Am Freitag hätte Otsuki in Shanghai vor ihren chinesischen Fans auftreten sollen - bis ihr mittendrin Ton und Licht abgedreht wurden.

Diplomatische Krise wegen Taiwan

Schon zuvor waren beim Shanghaier Festival des japanischen Unterhaltungskonzerns Bandai Namco etliche Konzerte kurzfristig abgesagt worden. Das Verhältnis zwischen den Nachbarstaaten China und Japan ist wegen eines diplomatischen Konflikts um die von Peking beanspruchte, aber de facto unabhängige Insel Taiwan extrem angespannt. Vor zwei Wochen erklärte die neue japanische Regierungschefin Sanae Takaichi, Japan würde die Insel im Falle eines chinesischen Angriffs möglicherweise verteidigen.

In China wird seither alles abgestraft, was auch nur irgendwie einen Bezug zu Japan aufweisen kann. Die Regierung in Peking warnte ihre Bevölkerung sogar vor nicht notwendigen Reisen in den benachbarten Inselstaat, in chinesischen sozialen Medien rufen staatsnahe Profile zum Boykott japanischer Produkte, Musik und Medien auf. Selbst die Kino-Premiere des japanischen Anime-Films "Demon Slayer: Infinity Castle" wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Otsuki wurde von der Bühne geführt

Mitten in diese aufgeheizte Stimmung fiel Maki Otsukis Konzert beim Bandai Namco Festival. Als sie gerade ihren zweiten Song angestimmt hatte, schalteten die Veranstalter plötzlich die Boxen und das Licht im Saal aus, kurz darauf führten zwei Security-Mitarbeiter die Sängerin von der Bühne. 

Ihr Management teilte im Anschluss mit, das Konzert sei aufgrund von "unvermeidbaren Umständen" abgesagt worden, die Mitarbeiter vor Ort aber "sehr freundlich und hilfsbereit" gewesen - ein Hinweis darauf, dass die chinesischen Veranstalter in Shanghai wohl einfach einer Anweisung der örtlichen Behörden Folge leisteten.

Auf chinesischen Social-Media-Plattformen sorgte der Vorfall für große Diskussionen. "Ist Ihnen das Publikum denn egal - es sind doch schließlich Chinesen, oder?", schrieb ein Nutzer in einem vielfach geteilten Beitrag auf dem Kurznachrichtendienst Weibo. In einem anderen Post beschwert sich ein Nutzer:  "Wie konnte diese Veranstaltung stattfinden, wo doch die ganze Nation wütend auf Japan ist?"

Selbst der US-amerikanische Botschafter in Tokio, George Glass, schaltete sich in die Debatte ein: "Es ist wirklich bedauerlich, dass es Menschen gibt, die die Kraft der Musik nicht spüren können." Glass hatte schon zuvor während mit Blick auf den diplomatischen Zwist in den sozialen Medien Spitzen in Richtung China abgefeuert.

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