IWF akzeptiert Kirchners Schummelei nicht mehr
Die gelbe Karte hat der Internationale Währungsfonds (IWF) schon ausgeteilt, nun droht Argentinien die rote: Wenn das Land nicht endlich seine wahren Inflations- und Wachstumszahlen veröffentlicht, dann gibt es Konsequenzen. Im September sprach IWF-Chefin Christine Lagarde ein Ultimatum von drei Monaten aus, die möglichen Strafen reichen vom Ausschluss aus dem IWF bis zum Abschied aus den G20.
Argentinien hat eine seit 2007 währende Tradition, seine Zahlen zu verschleiern. Damals geriet die Geldentwertung in den zweistelligen Prozentbereich. Staatliche Institute geben heute eine Rate von rund zehn Prozent an; private Analysten hingegen 25 Prozent oder mehr.
Doch darüber laut zu reden, kann riskant sein: Das kann am besten Graciela Bevacqua beurteilen. Die zuständige Ressortleiterin im Statistikamt wurde mit Klagen eingedeckt, nachdem sie über Argentiniens Inflation öffentlich gesprochen und eigene Zahlen veröffentlicht hatte. Ihre Vorgesetzten hätten etwa von ihr etwa verlangt, einfach die Zahlen hinter dem Komma wegzulassen, sagte sie. Bevacqua wurde gefeuert, obwohl keine der Klagen aufrecht blieb.
Fonds-Streit
Präsidentin Cristina Kirchner lässt sich vom IWF nicht einschüchtern; man lasse sich nicht bedrohen. Damit setzt Kirchner eine Strategie fort, die sich seit der Staatspleite 2001 bewährt hat: Der IWF sei selbst die Quelle der argentinischen Krise, sein ständiger Sparzwang der Ursprung des Zusammenbruchs vor elf Jahren.
Damals schaffte Präsident Nestor Kirchner den Umschwung: Eine mühsame Umschuldung, bei der der Großteil der Gläubiger mitzog. Heute steht diese wieder infrage: Kirchners Witwe Cristina legte sich gerichtlich mit jenen Fonds an, die die Umschuldung verweigert hatten. Die von Kirchner als „Aasgeier“ verunglimpften Hedgefonds forderten 1,3 Milliarden Dollar und bekamen Recht; nach einer Berufung hat Buenos Aires nun zwei Monate Zeit, zu beraten. Neben der eingebrochenen Wirtschaft, einem Ramsch-Rating der Agentur Fitch, und dem Inflations-Konflikt mit dem IWF nur eine Baustelle unter vielen für die streitbare Präsidentin.
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