Italiens Studenten über den Professor als Premier: „Durchsetzungsfähig“
Wer ist Giuseppe Conte? Diese Frage stellt sich ganz Italien – und Europa. Bis Wochenbeginn war der Name des Universitätsprofessors in der Öffentlichkeit unbekannt. Noch gibt es kein grünes Licht aus dem Quirinalspalast in Rom. Doch falls Staatspräsident Sergio Mattarella dem Vorschlag von Fünf Sterne-Spitzenkandidat Luigi Di Maio und Lega-Chef Matteo Salvini zustimmt, wird Conte der neue Premier.
Der 53-jährige Jurist hatte bisher nur einen kurzen Auftritt bei einer Wahlveranstaltung der Fünf Sterne. Dabei war er als möglicher Minister für öffentliche Verwaltung und Bürokratieabbau im Gespräch. Derzeit lehrt der Süditaliener Privatrecht an der Universität Florenz.
Als „durchsetzungsfähig und anspruchsvoll“ beschreiben ihn seine Studenten. Er sei aber auch „umgänglich“ und lädt nach Prüfungen schon mal zum Abendessen ein.
"Geborener Vermittler"
Conte selbst beschreibt sich als „geborenen Vermittler“. Der Polit-Quereinsteiger kann eine beachtliche Wissenschaftskarriere vorweisen. Sein 18 Seiten langer Lebenslauf listet Lehr- und Forschungsaufträge an renommierten Universitäten auf – von der Sorbonne über Cambridge bis Yale in den USA. Von der New York University kam ein Dementi: In den Archiven tauche der Name Giuseppe Conte weder als Student noch als Dozent auf.
Das tut der Bewunderung von Luigi Di Maio keinen Abbruch: „Er ist eine tüchtige Person, die sich alles selbst erarbeitet hat. Er kommt von der Peripherie unseres Landes und ist ein Freund des Volkes“, lobt Di Maio. Der Fünf Sterne-Chef erinnert daran, dass Conte in der Regierungsliste war, welche die Fünf Sterne vor den Wahlen präsentiert hatte und die von elf Millionen Italienern gewählt wurde. „Dieser Name macht mich stolz, weil er die Synthese der Fünf Sterne-Bewegung ist“, freut sich Di Maio.
Conte hielt sich bisher trotz heftiger Spekulationen und medialen Drucks standhaft vom Scheinwerferlicht fern. Laut eigener Aussage schlug Contes Herz früher links, bis er vor ein paar Jahren seine Sympathie für die Fünf Sterne entdeckte, die er als „unglaubliches politisches Labor“ bezeichnet.
„Ich glaube, dieser Professor kann es gut machen. Ich hoffe, dass er dort korrigierend eingreift, wo das Programm an der Grenze des Reaktionären ist“, betont Politaktivist Massimo Marnetto gegenüber dem KURIER.
Irene Mayer-Kilani, Rom
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