Für Teile der Opposition klingt das wie aus der Mottenkiste des Faschismus gefischt. Dieser hatte im Sommer 1923 die Nutzung von Fremdwörtern verboten und eine Kommission beauftragt, sie ins Italienische zu übersetzen. Der Name der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires wurde kurzerhand in "Guteluft" und der des Jazzmusikers Louis Armstrong in "Ludwig Starkerarm" übersetzt.
Rampelli hingegen argumentiert, dass allein seit der Jahrtausendwende die Anglizismen in der italienischen Sprache um 773 Prozent gewachsen sind und heute im italienischen Standardwörterbuch Treccani an die 9.000 von insgesamt 800.000 Wörtern zählen.
Fakt ist, dass die Italiener mit Anglizismen nur so um sich werfen. So heißt die ärztliche Vorsorgeuntersuchung nur mehr "Screening", statt "Missione" sagt man lieber "Mission". Die Demokraten wählten einst als politisches Schlagwort "We care", und, um die ihrer Meinung nach in Watte gebetteten italienischen Jugendlichen zu beschreiben, sagte eine Ministerin einst, sie seien zu "cosy".
Strafe auch für Meloni?
Sogar das Ministerium für Arbeit und Soziales wird hierzulande Ministero del Welfare genannt. Selbst Premierministerin Giorgia Meloni beschrieb sich bei ihrer Antrittsrede im Senat als ein "Underdog".
Die Überinflation von Anglizismen ist schon lange Thema unter den Linguisten und Schriftstellern. Doch bis heute war noch niemand auf die Idee gekommen, ihren Gebrauch zu verbieten – nicht einmal das wichtigste linguistische Institut und Hüter des italienischen Idioms "La Crusca".
Unterstützt wird der Gesetzesentwurf von Rampellis Parteikollegen der Fratelli d’Italia. Wer sich noch nicht dazu geäußert hat, ist Parteivorsitzende Meloni. Vielleicht weil sie über diesen Vorstoß gar nicht "amused", Entschuldigung, "contenta", erfreut ist. In letzter Zeit häufen sich nämlich die Fehltritte ihrer Leute und bieten der Opposition immer wieder Angriffsgründe.
So war es für die Gegner ein leichtes Spiel, die jetzige Regierung zu fragen, was dann mit der von ihr gewollten Umbenennung des Wirtschaftsministeriums in Ministerium "Made in Italy" geschehen werde? Und ob Meloni wegen ihres Vorschlags zu einem eigenen "Made-in-Italy"-Gymnasiumszweig nun auch mit einer Geldstrafe rechnen müsse.
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