Italien: Linke ringt um ihre Linie

Italien: Linke ringt um ihre Linie
Vorwahl: Italiens Demokratische Partei kürt am Sonntag ihren Spitzenkandidaten für 2013.

Das demokratische „Derby“ zwischen dem Bürgermeister von Florenz, Matteo Renzi, und dem Chef der Demokratischen Partei (PD), Pier Luigi Bersani, wird am Sonntag bei den Vorwahlen entschieden. Die beiden Favoriten kämpfen um die Spitzenkandidatur der Linken bei den kommenden Parlamentswahlen im Frühjahr 2013. Eine Außenseiterrolle spielen die weiteren Kandidaten: der Regionalpräsident von Apulien, Nichi Vendola, die grüne frühere Bürgermeisterin von Montebelluna, Laura Puppato, und der Finanzdirektor des Mailänder Bürgermeisters, Bruno Tabacci. Im PD-Gremium hofft man auf eine rege Wahlbeteiligung von mehr als zwei Millionen Personen. 9000 Wahllokale stehen bereit. Sollte es keine klare Mehrheit geben, gibt es am 2. Dezember eine Stichwahl.

Der 37-jährige Matteo Renzi präsentierte sich auf seiner Wahlkampftour im Camper quer durch das Land als der neue Hoffnungsträger Italiens. Mit seinen Sprüchen, die alte Politikergarde „verschrotten“ zu wollen, sorgte er für Wirbel. „Rottamatore“ (Verschrotter) Renzi schnitt für Kritiker bei der nach amerikanischem Vorbild inszenierten Fernsehdebatte von allen fünf Kandidaten am besten ab. Er gilt als dynamisch, wirtschaftsliberal und spricht dadurch auch ehemalige rechte Wähler an.

Modernisierung

„Das erste, was Italien braucht, ist ein Abbau der Politikerkaste. Das Land ist festgefahren und benötigt eine Modernisierung“, sagt Wirtschaftler Michele Salvati, der den Florentiner Politiker unterstützt. Im Beraterteam des von seinen Kritikern als zu wenig links eingestuften Renzi befinden sich auch viele Wirtschaftsleute.

Die aktuelle PD-Führung, erklärt Salvati im Wochenmagazin l’Espresso, sei zu starr und verharre zu sehr in der Vergangenheit, obwohl sich die Zeiten längst geändert haben.

Parteiintern genießt der 61-jährige Bersani – seit 2009 an der PD-Spitze – das größte Vertrauen. Er wird von Partei-Granden wie Ex-Premier und Außenminister Massimo D’Alema unterstützt. „Bersani wird gewinnen, wir arbeiten daran“, betont D’Alema mit Seitenhieb auf seinen „Feind“ Renzi.
Unterstützung bekommt Bersani, dem oft mangelndes Charisma vorgeworfen wird, auch von der Politologin Nadia Urbinati. Sie unterzeichnete mit 48 Intellektuellen ein Pro-Bersani-Manifest. Renzi sei ein Taktiker, der seine Person in dem Mittelpunkt stelle. Bersani hingegen sei ein souveräner Repräsentant, der auf Teamgeist setze.

Renzi und Bersani verfolgen zwei verschiedene Strategien: Während Bersani versucht, ein starke Regierungskoalition auf die Beine zu stellen, führt Renzi einen Personen-Wahlkampf. Er repräsentiert einen katholischen Liberalismus, den ich nicht teile und auch nicht verstehe“, so Urbinati.

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