Istanbul-Attentat: Verhaftete will im Auftrag der PKK gehandelt haben

Istanbul-Attentat: Verhaftete will im Auftrag der PKK gehandelt haben
Die aus Syrien stammende Frau wurde Sonntagabend verhaftet und sagte aus, den Anschlag im Auftrag der kurdischen Organisation ausgeführt zu haben. Diese weist das zurück.

Für den Anschlag, der sich am Sonntag auf der belebten Istanbuler Straße Isitiklal ereignete und der bisher sechs Menschen das Leben kostete, bekannte sich eine aus Syrien stammende Frau. Sie ist eine von insgesamt 47 Menschen, die die türkische Polizei bisher in Zusammenhang mit dem Attentat festgenommen hat.

Die Frau will den Auftrag im Namen der kurdischen Organisation PKK ausgeführt haben und von militanten Kurden ausgebildet worden sein - was die PKK am Montag nach Medienberichten dementierte. 

Ein Angriff auf die Zivilbevölkerung auf türkischem Boden käme in keinem Fall infrage, hieß es in einer von der PKK-nahen Nachrichtenagentur ANF veröffentlichten Erklärung. Die Gruppierung unterstütze keine Angriffe, die direkt gegen Zivilisten gerichtet seien.

Kamera-Aufnahmen

Bereits kurz nach dem Anschlag kursierten Aufnahmen, welche die Sekunden des Anschlags zeigten, und wie eine Frau Minuten davor ein Paket am Anschlagsort verlässt und kurz vor der Explosion geht. Laut der Istanbuler Polizeidirektion soll die Frau den Tatort daraufhin mit einem Taxi verlassen haben.

Über Aufnahmen von Überwachungskameras soll die Frau dann ausfindig gemacht worden sein, sie wurde in der Nacht festgenommen. Beim Verhör soll die als Ahlam A. identifizierte Frau, den Anschlag gestanden haben.

Sie sagte aus, dass sie von der Zentrale in Kobanê beauftragt worden sei und über Afrin im Nordwesten in die Türkei gekommen sei. Die Stadt wird seit 2018 von türkischen Streitkräften okkupiert.

"PKK-PYD-YPG Terrororganisation"

Die Istanbuler Polizeidirektion spricht in ihrer Stellungnahme genauer von der "PKK-PYD-YPG Terrororganisation". Die PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) ist eine kurdische Untergrundorganisation mit sozialistischer Ausrichtung, die sich militanter Methoden bedient. Ihren Ursprung hat sie in den kurdischen Siedlungsgebieten innerhalb der Türkei. Sie kämpft in der Türkei und teilweise auch in den angrenzenden Ländern für die politische Autonomie kurdisch besiedelter Gebiete.

Ziel der PKK ist je nach Lesart die Gründung eines unabhängigen kurdischen Staates oder ein „demokratisches autonomes Kurdistan“ Ihr militärischer Arm verübt Anschläge auf militärische und zivile Ziele. Sie gilt in der Türkei, Europa und den USA als Terrororganisation. Die YPG (Volksverteidigungseinheiten) werden als bewaffneter Arm der kurdisch-syrischen Partei der Demokratischen Union (PYD) betrachtet. Sie werden oft als syrische Fraktion der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) angesehen. 

Ankara geht regelmäßig gegen die PKK vor und unterhält seit 2016 auch Militärposten im Nordirak. Der seit 1984 andauernde Konflikt kostete bislang Zehntausenden Menschen das Leben. Ein Waffenstillstand war im Sommer 2015 gescheitert.

Istanbul und andere türkische Städte waren in der Vergangenheit wiederholt von politisch motivierten Anschlägen militanter kurdischer und auch islamistischer Gruppen erschüttert worden.

"Nehmen Kondolenzwünsche der USA nicht an"

Bereits am Sonntag hatte Präsident Recep Tayyip Erdoğan Vergeltung für den Anschlag angekündigt. Er, wie auch Innenminister Süleyman Soylu, zogen in Statements zudem auch die USA zur Rechenschaft. "Die Message ist bei uns angekommen. Wir nehmen die Kondolenzwünsche der amerikanischen Botschaft nicht an", sagte Soylu in einem Pressstatement.

Die USA unterstützen die Terrororganisation in Kobane und nähre dadurch den Terror in der Türkei, begründete dieser. Hintergrund dazu: Die Türkei sieht die YPG als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Die USA wiederum sieht die YPG im syrischen Bürgerkrieg als Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Kommentare