Israels Botschaft in Kairo gestürmt

Israels Botschaft in Kairo gestürmt
Der Angriff mit drei Toten schürt Israels Angst vor dem Arabischen Frühling und einem Ende des fragilen Friedens mit Ägypten.

Es waren Szenen wie im Krieg, die sich in der Nacht auf Samstag vor der israelischen Botschaft in Kairo abspielten: Tausende Menschen rissen mit Hämmern und einem Rammbock eine erst vor Kurzem errichtete Schutzmauer nieder; 30 Männer stürmten das Gebäude und warfen Dokumente aus den Fenstern. Ein Demonstrant kletterte die Fassade hinauf und riss die israelische Flagge herunter. Botschafter Levanon und alle übrigen Diplomaten wurden von der Armee zum Flughafen begleitet und nach Tel Aviv ausgeflogen.

Am Boden lieferten sich Randalierer Schlachten mit der Polizei. Die Demonstranten warfen Mauerbrocken auf die Sicherheitskräfte, die Tränengas einsetzten. Die Behörden meldeten drei Tote und 1000 Verletzte. Am Samstag gingen die Unruhen weiter, konnten aber von der Polizei beendet werden.

Deeskalation

Hintergrund des Angriffs auf die Botschaft war ein Vorfall Mitte August. Damals erschoss die israelische Armee bei einem Einsatz an der Grenze zum Gazastreifen versehentlich fünf ägyptische Polizisten. Ein sechster erlag am Samstag seinen Verletzungen. Israel, das bereits mit der Türkei einen heftigen Streit hat, hat sich zwar offiziell entschuldigt, vielen Ägyptern reichte das aber nicht: Immer wieder demonstrierten sie vor der Botschaft.

Der Angriff von Freitagnacht bestärkt Israel in seiner Angst vor dem Arabischen Frühling. Die Sorge ist groß, dass die Umwälzungen in Tunesien, Ägypten und Libyen radikale, anti-israelische Kräfte an die Macht bringen könnten. Ägypten ist neben Jordanien das einzige Land, das mit Israel Frieden geschlossen hat. Er ist aber äußerst fragil und hing großteils an Mubarak. Seit seinem Sturz im Februar wurden Forderungen nach einem Kurswechsel gegenüber dem Nachbarland und einer Aufkündigung des Vertrags immer lauter.

Israels Premier Netanyahu lenkte nach einer ersten harschen Reaktion ein. Er dankte Ägypten für die Hilfe bei der Ausreise der Diplomaten: Damit sei ein Desaster verhindert worden. Netanyahu kündigte auch die rasche Rückkehr des israelischen Botschafters an, forderte aber Sicherheiten für die Diplomaten.

Streit Israel/Türkei
Premier Erdogan will Haager Gericht anrufen

Im Streit zwischen Israel und der Türkei wegen der Erstürmung eines Gaza-Hilfsschiffes mit neun türkischen Toten 2010 will der türkische Premier Erdogan nun den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag anrufen. "Wir werden diese Auseinandersetzung nach Den Haag bringen und die Welt wird sehen, wer an der Seite der Opfer steht", sagte er am Samstag.

Mit der Ankündigung erhöhte Erdogan den Druck auf Israel weiter, das sich für die Erstürmung der "Mavi Marmara" bisher nicht entschuldigt hat. Am Donnerstag hatte der Premier, der am Montag Ägypten besucht und auch einen Abstecher in den Gazastreifen plant, gesagt, dass die Türkei Hilfslieferungen für Gaza künftig unter den Schutz von Kriegsschiffen stellen werde.

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