Israel: Zwischen Krieg und Suche nach Verbündeten

In Israel tobt ein Streit über die Reaktion auf den Teenagermord.

Mit dem Auffinden der Leichen am Montagabend nahm die Entführung der drei israelischen Jugendlichen ihr bitteres Ende. Doch auch der laute Ruf nach Rache verheißt eher bitteren Nachgeschmack. Zu berücksichtigen sind nicht allein die Beziehungen zwischen Palästinensern und Israelis, sondern auch das in diesen Tagen rapide abstürzende nahöstliche Gesamtbild. In Nahost gilt weiterhin: Auch wenn es am schlimmsten ist, kann es noch schlimmer werden.

Schon in der Krisensitzung des Sicherheitskabinetts in der Nacht zum Dienstag spalteten sich darüber die Geister der Minister: Wirtschaftsminister Naftali Bennett, der Mann der Siedlerlobby, forderte die Annexion von Teilen des besetzten Westjordanlandes. Auch auf Kosten eines Zusammenbruchs der dort herrschenden Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) von Präsident Mahmud Abbas. "Zu schwache Reaktionen laden weitere Entführungen geradezu ein."

Deshalb müsse die Armee auch im Gazastreifen mit Bodenaktionen zuschlagen. Im Vergleich zu den rechten Stimmen im Kabinett fielen die Empfehlungen von Armee und Geheimdiensten zurückhaltend aus: Punktuelle Zerschlagung bekannter terroristischer Infrastruktur der Hamas. Auch Moshe Yaalon, Verteidigungsminister und sonst eher Hardliner, bremste diesmal: "Tief durchatmen und ernst zu nehmende Präferenzen setzen."

Schwäche der Hamas

Eine Karte, die den Nahostkonflikt nach der Entführung israelischer Jugendlicher veranschaulicht.
Premier Benjamin Netanyahu sieht die Spaltung der frisch vereidigten palästinensischen Einheitsregierung als vorrangiges Ziel. Doch auch hier warnen Experten. Vorläufig seien deren Vorteile für Israel noch größer als ebenfalls drohender Schaden. Die gegenwärtige Schwäche der Hamas, die doch zum Einheitskabinett führte, solle als Aufwertung von Präsident Abbas genutzt werden.

Durch den Regime-Wechsel in Ägypten und den syrischen Bürgerkrieg hat die Hamas ihre wichtigsten Förderer verloren. Eine vollkommene Zerschlagung wäre in dieser Lage nicht unmöglich. Doch in das dadurch entstehende Vakuum im Gazastreifen könnten – wie in anderen Teilen der arabischen Welt – militantere Salafisten-Kräfte drängen. "Wir werden uns noch nach der Hamas zurücksehnen", fasst die Zeitung Haaretz die Lage zusammen.

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