Grund der jüngsten Unstimmigkeit sind Aussagen des vatikanischen Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin, der Dienstagabend, am Rande eines Festakts zum 40-jährigen Jubiläum des Konkordats zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl, auf den Krieg angesprochen sagte, die Verurteilung dessen, was am 7. Oktober geschah, sei klar und vorbehaltlos. „Ich wiederhole: eine klare und vorbehaltlose Verurteilung jeder Art von Antisemitismus.“
Danach fuhr Parolin fort: „Gleichzeitig fordere ich jedoch, dass das Recht auf Verteidigung seitens Israel, das zur Rechtfertigung dieser Operation angeführt wurde, verhältnismäßig sein muss, und das ist es bei 30.000 Toten sicherlich nicht.“ Und weiter: „Ich denke, wir alle sind entrüstet über das, was gerade geschieht, über dieses Gemetzel. Wir müssen aber auch den Mut haben, weiter zu gehen und die Hoffnung nicht aufzugeben.“
Scharfe Reaktion des israelischen Botschafters
Tag darauf folgte die Reaktion des israelischen Botschafters im Vatikan, Raphael Schutz. In einer schriftlichen Stellungnahme bezeichnete er Parolins Worte als „tadelnswert“. Und fuhr dann fort: „Die Rechtmäßigkeit eines Krieges zu beurteilen, ohne alle Umstände und die maßgeblichen Fakten zu berücksichtigen, führt unweigerlich zu einem falschen Schluss.“
Außerdem habe die Bevölkerung in Gaza „aktiv an dem Überfall vom 7. Oktober teilgenommen.“
Längere Vorgeschichte
Laut dem Vatikanreporter der Tageszeitung La Repubblica, Iacopo Scaramuzzi, ist man im Vatikan über den scharfen Angriff auf Parolin erstaunt. Tatsache ist aber, dass sich der Unmut zwischen dem Heiligen Stuhl und Israel schon seit geraumer Zeit aufgebaut hat – genau genommen seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und 250 in den Gazastreifen verschleppt wurden.
In den Augen Israels hat der Vatikan keine klare Position gegenüber der Hamas eingenommen. Schon um die Weihnachtszeit hatte Botschafter Schutz in einem Interview mit dem US-Portal Crux beklagt, dass Papst Franziskus über die humanitären Nöte der Menschen in Gaza spreche, nicht aber über den 7. Oktober, die Hamas und die nach wie vor in der Gewalt der Terrororganisation befindlichen israelischen Geiseln.
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