Israel und Syrien nähern sich trotz neuer Gefechte an

Israelische Soldaten am Golan – seit Assads Sturz halten sie auch die Ostseite besetzt.
Während Israel die Golanhöhen besetzt hält und immer wieder in Syrien kämpft, finden im Hintergrund auf Druck der USA Verhandlungen statt. Und es gibt einen gemeinsamen Feind.

Rauchwolken steigen beim syrischen Präsidentenpalast in Damaskus auf, als die Raketen die Armeezentrale nahe des Gebäudes treffen. Gleichzeitig bombardiert Israel das syrische Verteidigungsministerium. Das passierte am 16. Juli – weniger als einen Monat später verhandeln Israel und Syrien über ein Sicherheitsabkommen, das vielleicht sogar in einen Friedensvertrag münden könnte. Syriens Präsident al-Sharaa, der ehemalige Anführer der Terrororganisation Hayat Tahrir al Sham, sagte am Sonntag, es sei zu „erheblichen Fortschritten“ gekommen, und dass er „nicht zögern“ würde, einem Friedensabkommen mit Israel zuzustimmen, wenn dies „den Interessen Syriens und der gesamten Region dienen würde“.

Druck von Trump

Wie konnte es so rasch so weit kommen? Vor allem angesichts der jüngsten Zusammenstöße? Dass Verhandlungen stattfinden, ist vor allem dem Druck der US-Regierung unter Präsident Donald Trump geschuldet. Sein langjähriger Freund Tom Barrack, mittlerweile US-Botschafter in der Türkei und US-Sonderbeauftragter für Syrien, arbeitet seit Monaten emsig daran, ein Abkommen zu vermitteln. Während Israel unter Premier Benjamin Netanjahu sowieso als enger Verbündeter Trumps gilt, scheint Washington stark auf al-Sharaa zu setzen. Ungeachtet der stattfindenden Massaker an syrischen Minderheiten durch Terrorgruppen, die teilweise in die neu aufgestellten syrischen Streitkräfte integriert sind.

Eines dieser Massaker war der Grund, warum Israel militärische Einrichtungen in Damaskus bombardierte: Jenes an den Drusen im Raum as-Suwaida, als Tausende Stammesmitglieder und Soldaten der Regierung versuchten, die Stadt zu erobern. Israel versteht sich als Beschützer der syrischen Drusen, unter denen sich gerade mehr als 30 Fraktionen zu einer „Nationalgarde“ zusammenschließen, die die Regierung in Damaskus entschieden ablehnt.

Unter anderem, weil mit schlagkräftigen Verbündeten an der Ostseite der Golanhöhen eine Pufferzone gegen sunnitische oder (in unklarer Zukunft) schiitische Extremisten geschaffen werden könnte. Gerade Letztere sind einer der wenigen grünen Zweige, auf die Damaskus und Jerusalem kommen: Beide haben kein Interesse an einem starken iranischen Einfluss in Syrien, beide haben kein Interesse an einer starken Hisbollah im Libanon.

Entflechtungsabkommen

Ein erster Schritt einer Annäherung wäre die Wiederherstellung des Truppenentflechtungsabkommens von 1974. So würden – zumindest in der Theorie – die Spannungen auf den Golanhöhen abgebaut.

Und diese entladen sich regelmäßig – am Dienstag unternahmen die Israelischen Verteidigungskräfte eine weitere Operation in den von ihnen nach dem Assad-Sturz besetzten Gebieten. Soldaten drangen in Häuser ein, nahmen Menschen fest. Verteidigungsminister Israel Katz verkündete im Rahmen dieser Operation: „Die IDF werden auf dem Gipfel des Hermon und in der Sicherheitszone bleiben, die entscheidend ist, um die Gemeinden auf den Golanhöhen und in Galiläa vor Bedrohungen von der syrischen Seite zu schützen.“

Der Berg Hermon ist mit 2.814 Metern die höchste Erhebung auf den Golanhöhen. Auf seinem Gipfel waren bis 2013 österreichische UN-Soldaten stationiert. Seit Dezember vergangenen Jahres kontrolliert Israel den Berg und das Gebiet der ehemaligen Pufferzone. Trotz Katz’ Äußerung wird hinter den Kulissenweiter verhandelt.

Wütende Dschihadisten

Aber auch auf syrischer Seite gibt es Vorbehalte – vor allem unter den ehemaligen Spießgesellen des syrischen Präsidenten. Zehntausende Dschihadisten aus dem Ausland kämpften jahrelang für die Errichtung eines Gottesstaats – nun müssen sie sich mit einer Regierung begnügen, die versucht, ihren westlichen Geldgebern zu gefallen. Die regelmäßigen Gewaltexzesse gegenüber religiösen Minderheiten zeigen, wie sehr es unter der Decke brodeln muss. Käme es zu einer Annäherung mit Israel, hätte Sharaa, dessen Kampfname nicht umsonst „Golani“ war, Erklärungsbedarf gegenüber seinen Gotteskriegern.

Und dennoch: Trump wird seinen Druck erhöhen – und die Furcht vor einem starken Iran wird dies- und jenseits der Golanhöhen bleiben.

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