Historischer Schritt
Der Name des biblischen Propheten, der als Ahnvater von Juden und Arabern gilt, sollte „eine Plattform werden, die die ganze Region vereint“. Für die Emirate, die bis dahin nicht einmal die Existenz Israels anerkannt hatten, ein historischer Schritt. Der nächste, die Aussöhnung mit Saudi-Arabien, schien zum Greifen nahe.
Gegen Fehlinformation
All das steht jetzt, nach den Terroranschlägen der Hamas vom 7. Oktober und der darauf folgenden Militäroffensive Israels, auf der Kippe. „Ständig werde ich gefragt, ob sich das jetzt alles wieder ändert“, berichtet Al Nuaimi auf einer von der Vereinigung der europäischen Juden in Brüssel veranstalteten Diskussion. Das Problem seien vor allem die arabischen Medien: „Sehr oft wird dort das Vorgehen Israels in Gaza als ethnische Säuberung dargestellt.“ Es brauche dringend eine Strategie, „um diesen Fehlinformationen entgegenzutreten. Da entsteht eine Stimmung, die bedroht uns alle in der Region“.
"Plötzlich sind wir die Schurken"
Sein israelisches Gegenüber, Idan Roll, wichtige außenpolitische Stimme im Parlament, sieht eine ähnliche Gefahr. Zu schnell sei in vielen Ländern das Mitleid für Israel nach dem Hamas-Angriff aus dem Blickwinkel verschwunden: „Plötzlich waren wir die Schurken.“ Israel müsse jetzt mit den gemäßigten Kräften in der arabischen Welt zusammenarbeiten: „Wir müssen deutlich machen, wie wichtig das Abraham-Abkommen für die Zukunft im Nahen Osten ist.“
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Die Jungen ansprechen
Doch das, meint der Experte aus Abu Dhabi, sei derzeit schwieriger denn je: „Wir müssen gezielt die junge Generation in unseren Ländern ansprechen.“ Gerade für viele Junge sei jetzt der Terror der Hamas mit dem Kampf für die Palästinenser und ihren Staat verbunden: „Wir werden keinen Erfolg haben, wenn wir es nicht schaffen, die Hamas und die Palästinenser wieder klar zu trennen. Dafür brauchen wir eine Strategie. Der Hamas-Terror, das müsse die Botschaft sein, „hat mit der Aussicht auf einen Palästinenserstaat nichts zu tun.“
„Kein zurück“
Für den Israeli Roll ist klar: Sein Land werde eine völlige Neugestaltung des Gazastreifens, seiner Politik und seiner Verwaltung durchsetzen: „Wir werden nicht zulassen, dass es auch nur in irgendeiner Form eine Wiederholung des jetzigen Szenarios gibt.“
Kritik an Netanjahu
Al Nuami kritisiert aber auch offen die Politik der israelischen Regierung der jüngsten Zeit. Premier Netanjahu habe – gemeinsam mit den USA – das Emirat Katar politisch unterstützt, trotz dessen enger Verbindungen mit der Hamas. Doch sogar in Katar sei man nach den Terroranschlägen schockiert über das Ausmaß der Gewalt gewesen. Die Beziehung zur Hamas werde sich ändern.
Jeder Bericht zählt
Was in den nächsten Wochen in der arabischen Welt geschehe sei entscheidend für die Zukunft der gesamten Region – „und wir müssen uns klar sein, wie groß die Wirkung jedes einzelnen Berichtes in den Medien ist.“
Die politischen Führungen, nicht nur in seinem Land, sondern in der gesamten arabischen Welt, „müssen deutlich machen, dass das Schicksal der Palästinenser ein zentrales Anliegen ist. “ Und für deren Schicksal sei die Annäherung zwischen Israel und den Arabern langfristig die einzige Aussicht: „Der Krieg dominiert das Jetzt. Das Abraham-Abkommen aber entscheidet über die Zukunft.“
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