Vor 325 Tagen wurde Kaid Farhan Elkadi von den Terroristen der Hamas entführt und in den Gazastreifen verschleppt – am Dienstag retteten ihn israelische Sicherheitskräfte und brachten ihn nach Israel. Sein Gesundheitszustand sei stabil, er werde zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus verlegt.
Der 52 Jahre alte Wachmann wurde am 7. Oktober aus dem Kibbuz Magen entführt – auch für seine Frau und seine elf Kinder endet mit seiner Befreiung ein Martyrium: „Die Hauptsache ist, dass er unversehrt und gesund gerettet wurde. Das ist so wundervoll“, sagten seine Familienmitglieder gegenüber dem israelischen Sender Channel 12. „Seit fast zwölf Monaten warten wir darauf, was passiert“, sagte ein Cousin Elkadis und fügte hinzu: „Wir sind wirklich aufgeregt, ihn zu sehen und zu umarmen.“
Noch 108 Geiseln übrig
„Die israelischen Sicherheitskräfte werden weiterhin mit allen Mitteln daran arbeiten, die Geiseln heimzubringen“, heißt es in der Mitteilung. Elkadi ist die achte Geisel, die vom Militär befreit werden konnte.
Insgesamt verschleppten die palästinensischen Terroristen am 7. Oktober 251 Menschen aus Israel in den Küstenstreifen. Ein Teil von ihnen kam durch einen Gefangenenaustausch frei; vereinzelt konnten Geiseln von der israelischen Armee befreit werden. Gegenwärtig dürften noch 108 Geiseln in Gewalt der Hamas sein. Die israelischen Behörden gehen davon aus, dass gut ein Drittel von ihnen nicht mehr am Leben ist.
Elkadis Familie kann jedenfalls aufatmen.
„Durchatmen“ hieß indes Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah die Menschen im Libanon. Nachdem die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) am Sonntag mit einem „Abwehr-Angriff“ etwa 1.000 Stellungen der schiitischen Terrormiliz bombardiert hatten, hatte die Hisbollah etwas mehr als 320 Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert – 250 fing die israelische Flugabwehr ab.
Mit einem zweiten Angriff dürfte jedoch eher zu rechnen sein, sollten die derzeit in Kairo stattfindenden Verhandlungen über ein Waffenstillstandsabkommen mit der Hamas scheitern.
Zwickmühle für Iran
Dienstagfrüh forderte Irans Außenminister Abbas Araghchi eine solche Waffenruhe. Wohl auch aus Eigeninteresse: Noch blieb die Antwort des Iran auf die Tötung des Hamas-Führers Ismail Haniyeh aus.
Teheran befindet sich in der Zwickmühle, entweder einen massiven israelischen Vergeltungsschlag zu provozieren oder die Schmach, dass ein hochrangiger Gast in der Hauptstadt getötet werden konnte, auf sich sitzen zu lassen. Mit einem Waffenstillstand bliebe das Gesicht gewahrt. Ägypten, Katar sowie die USA vermitteln zwischen Israel und der Hamas, weil beide Seiten nicht direkt miteinander verhandeln.
Dreiteiliger Stufenplan
Sollte eine Einigung gelingen, dürfte der Plan nach folgendem Schema ablaufen: eine vorübergehende, sechs Wochen lange Feuerpause, während der weibliche, alte und kranke israelische Geiseln freikommen könnten. Im Gegenzug würden in Israel inhaftierte Palästinenser freigelassen.
In der zweiten Phase würden laut Biden alle noch lebenden Geiseln, einschließlich der männlichen Soldaten, freigelassen.
Die dritte Phase sieht den Beginn eines umfassenden Wiederaufbaus des Gazastreifens vor. Einer der größten Streitpunkte ist Israels Forderung, die südliche Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten dauerhaft zu kontrollieren, um Waffenschmuggel zu verhindern. Die Hamas fordert dagegen einen vollständigen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen.
Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte, das US-Team vor Ort stufe die Gespräche weiter als konstruktiv ein. Kirby widersprach ausdrücklich der Darstellung, dass die Gespräche gescheitert seien. Im Gegenteil: Die Gespräche seien „so weit gediehen, dass der nächste logische Schritt darin bestand, Arbeitsgruppen auf niedrigeren Ebenen einzusetzen“, um Feinheiten auszuarbeiten, betonte Kirby.
Die Mutter der nun befreiten Geisel, Hatam Elkadi, hofft auf eine baldige Lösung: „Wir haben lange auf diesen Moment gewartet. Wir hoffen, dass sie alle die gleiche Aufregung und Freude empfinden werden. Mögen alle Geiseln zurückkehren, und mögen alle Familien dieses Gefühl empfinden“, sagte sie.
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