Die UNO warnt davor, dass Menschen in Gaza demnächst bald verhungern könnten …
Mein Herz ist auch bei den palästinensischen Zivilisten in Gaza, aber die volle Verantwortung davor liegt bei der Hamas. Wir haben Jahre damit verbracht, ihre Situation zu verbessern. Wir dachten: Wenn es dem Nachbarn besser geht, ist er weniger verleitet, anzugreifen. Wir haben 20.000 Menschen aus Gaza erlaubt, in Israel zu arbeiten, wo sie das Fünffache von den Löhnen in Gaza verdienen. Wir dachten, sie würden das Geld heimbringen, stattdessen wurden Tunnel gebaut. Wir wollen jede humanitäre Hilfe nach Gaza bringen, die es gibt. Israel ist verpflichtet, jede nötige Hilfe hinein zu bringen. Das Problem dies zu tun, ist die Unfähigkeit der UN, alle benötigte Hilfe zu transferieren und die Tatsache, dass die Hamas Hilfsgüter von ihrer eigenen Bevölkerung stiehlt.
Die Situation für die palästinensische Zivilbevölkerung ist extrem schwierig. Aber die Einzigen, von denen wir wirklich wissen, dass sie hungern, sind die israelischen Geiseln. Und die Einzigen, die Schuld und Verantwortung dafür tragen, sind die Terroristen der Hamas. Wir haben überhaupt kein Interesse daran, der palästinensischen Bevölkerung zu schaden.
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Besteht nicht die Gefahr, dass angesichts des Vorgehens der israelischen Armee in Gaza die nächste Generation an Terroristen heranwächst?
Das ist ein Dilemma, ja, das macht uns auch Sorgen. Aber wir haben keine andere Option. Gibt es irgendeinen Führer der Welt, der anders handeln würde, wenn 1.200 seiner Bürger getötet und fast 300 entführt werden? Wenn mehr als hunderttausend Israelis ihre Häuser verlassen müssen, weil sie beschossen werden und wegen der Gefahr, dass Terroristen in ihre Häuser von der nördlichen und südlichen Grenze infiltrieren. Wie kann Israel je dieses Trauma überwinden und Sicherheit für seine Bevölkerung bieten, wenn die Hamas nicht verschwindet?
Fürchten Sie, dass die Lage im Westjordanland auch noch eskaliert?
An der Lage dort ist die Hamas schuld, sie provoziert auch im Westjordanland. Sie hat die Hisbollah und die Houthis angestachelt, in den Krieg einzusteigen, das hat teils funktioniert. Nur bei den israelischen Arabern ist der Plan nicht aufgegangen: Laut Umfragen fühlen sie sich so sehr Israel zugehörig wie nie zuvor, denn auch sie wurden von der Hamas attackiert. Zumindest 50 arabische Israelis wurden am 7. Oktober ermordet, ganz wissentlich.
Haben nicht auch gewalttätige Siedler in der Westbank ihren Anteil an der aktuellen Lage?
Die Vorwürfe sind vollkommen übertrieben. Wir sehen jegliche kriminelle Aktivitäten gegen Araber und Israelis als illegal an und jede Art von Gewalt wird dementsprechend behandelt. Wir nehmen diese Vorwürfe ernst und unternehmen alles, um solche Aktivitäten zu stoppen. In den letzten zwei Monaten sind die Gewalttaten von Siedlern signifikant zurückgegangen. Jeder, der illegal zur Waffe greift, ist ein Krimineller – egal ob Jude oder nicht. Das Trauma vom 7. Oktober entschuldigt keine Verbrechen.
Österreichs Außenminister Schallenberg schrieb kürzlich, dass die Situation der Zivilisten im Gazastreifen "inakzeptabel" sei. Das klingt nicht so, als ob Israel genug tun würde.
Ich stimme dem Außenminister zu, bezüglich der Leiden der Zivilisten in Gaza. Aber dafür ist die Hamas alleine verantwortlich – nur die Hamas. Würde ein anderes Land so handeln wie Israel? Würde man von Nigeria verlangen, die Terroristen von Boko Haram zu unterstützen, die Mädchen entführen? Von Israel wird immer ein bisschen mehr erwartet.
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Woher kommt das?
In der internationalen Arena gibt es eine Mehrheit gegen Israel. In der UNO stimmen etwa 70 Länder immer gegen uns – selbst wenn sie hinter den Kulissen eigentlich gute Beziehungen zu uns pflegen. Man kann die Vorurteile gegen den einzigen jüdischen Staat der Welt nicht leugnen. Als Sohn von Holocaust-Überlebenden beschuldige ich Menschen nur des Antisemitismus, wenn ich echte Beweise habe. Ich kann einfach nicht verstehen, dass die UN- und andere Frauen-Organisationen etwa zu den grauenhaften Verbrechen an israelischen Frauen schweigen. Dass das Rote Kreuz stumm bleibt, hat nicht nur mit politischer Taktik zu tun, sondern auch mit antiisraelischen und antijüdischen Vorurteilen.
Ist die Stimmung zuletzt in Österreich antiisraelischer geworden?
Ich habe in Europa noch nie so viel Sorge gesehen, weniger in Österreich, aber auch hier. Juden tragen keine Jarmulken mehr, Hakenkreuze werden geschmiert und völkermörderische Rufe werden in den europäischen Straßen geschrien. Aber die Unterstützung in Österreich ist ungebrochen. Die Einstufung des Slogans "From the river to the sea" als Aufruf zum Genozid begrüßen wir sehr. Selbst wenn manche Studenten an den Unis hier es nicht als Ruf nach Völkermord verstehen – die Juden in Österreich nehmen es so wahr. Man kann andere Worte benutzen, um seine Unterstützung für die Palästinenser auszudrücken, "Free Gaza" etwa. Ich selbst sage "Free Gaza – from Hamas".
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