Neuer Krieg mit Israel? Iran sieht Wahrscheinlichkeit "sehr hoch"

Zusammenfassung
- Iran hält einen neuen Krieg mit Israel für wahrscheinlich, da eine diplomatische Lösung im Atomstreit nicht absehbar ist.
- Im Juni kam es zu einem zwölftägigen Krieg mit über 1.000 Toten, bei dem Israel iranische Atomanlagen angriff und Iran mit Raketen reagierte.
- Deutschland, Frankreich und Großbritannien leiten die Wiedereinführung von UNO-Sanktionen gegen Iran ein, während die Hamas ein Video israelischer Geiseln veröffentlicht.
Der Iran hält nach Aussagen von Regierungsmitgliedern einen neuen Krieg mit Israel für wahrscheinlich. "Wir bemühen uns, dass die Region nicht in einen weiteren Krieg hineingezogen wird, aber die Wahrscheinlichkeit eines Krieges zwischen Iran und dem zionistischen Regime (Israel, Anm.) ist sehr hoch", sagte Vizeaußenminister Said Khatibsadeh laut der iranischen Zeitung Entekhab bei einem Besuch im Irak.
Über 1.000 Tote: Iran und Israel führten bereits im Juni 12-tägigen Krieg
Israel hatte im Juni zwölf Tage lang Krieg gegen den Iran geführt und gemeinsam mit den USA zentrale Einrichtungen des Atomprogramms bombardiert, darunter auch die unterirdische Anlage Fordo. Israels Regierung begründete das Vorgehen mit einer Bedrohung durch Irans Atom- und Raketenprogramm. Zahlreiche Juristen stuften den Krieg als völkerrechtswidrig ein.
Irans Streitkräfte griffen im Krieg ihrerseits Israel mit ballistischen Raketen an. Dabei kamen nach Angaben der Behörden mindestens 30 Menschen ums Leben. Israels Luftangriffe im Iran forderten über 1.000 Todesopfer. Menschenrechtler übten Kritik an der Kriegsführung beider Seiten.
Iran strebt nach Atomwaffen: Diplomatische Lösung nicht absehbar
Auch Experten halten eine Wiederaufnahme der Feindseligkeiten für wahrscheinlich, da eine diplomatische Lösung im Streit um Irans Atomprogramm nicht absehbar ist. Der Westen wirft der Führung in Teheran vor, nach Atomwaffen zu streben – was der Iran bestreitet.
EU-Staaten leiten Wiedereinführung von UNO-Sanktionen gegen Iran in die Wege
Unterdessen haben Deutschland, Frankreich und Großbritannien (E3) als Mitunterzeichner des Wiener Atomdeals von 2015 die Wiedereinführung von UNO-Sanktionen gegen den Iran in die Wege geleitet, um diplomatischen Druck auf Teheran zu erhöhen. Am Donnerstag trafen sich in dem Zusammenhang EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas und Irans Außenminister Abbas Araghchi in der katarischen Hauptstadt Doha. Ergebnisse wurden nicht bekannt.
Der Iran hatte sich im Wiener Atomabkommen verpflichtet, sein Nuklearprogramm einzuschränken. Im Gegenzug sollten Sanktionen aufgehoben werden. In seiner ersten Amtszeit kündigte US-Präsident Donald Trump die Vereinbarung jedoch einseitig auf. Faktisch umgesetzt wird der Deal schon seit Jahren nicht mehr. Teheran betrachtet die Wiedereinführung der alten Sanktionen daher als illegitim.
Hamas veröffentlicht Video von israelischen Geiseln in Gaza
Der bewaffnete Arm der radikalislamischen Hamas hat am Freitag ein Video veröffentlicht, das zwei israelische Geiseln zeigt. In dem gut dreieinhalbminütigen Video wird eine Geisel in einem Wagen durch ein Viertel mit zerstörten Gebäuden gefahren. Sie fleht den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu an, seinen Befehl für eine Militäroffensive in der Stadt Gaza zurückzunehmen.
Israelische Medien identifizierten die Geisel als Guy Gilboa Dalal. Er war während des Großangriffs der Hamas und ihrer Verbündeten auf Israel am 7. Oktober 2023 im Alter von 22 Jahren vom Nova-Musikfestival im Süden des Landes in den Gazastreifen verschleppt worden.
Am Ende des Videos trifft die Geisel eine weitere männliche Geisel und sagt auf Hebräisch, dass sie sich in Gaza befänden und das Video am 28. August aufgenommen worden sei, also kurz vor dem Beginn der israelischen Offensive in der Stadt Gaza. Die Familie der zweiten Geisel hat erwirkt, dass ihre Identität nicht öffentlich gemacht wird. Die Nachrichtenagentur AFP konnte weder die Echtheit noch das Aufzeichnungsdatum der Aufnahme verifizieren.
Kommentare