Irakische Kräfte stürmen IS-Hochburg Ramadi

Zivilisten wurden zum Verlassen der Stadt aufgerufen – Truppen haben Großangriff am Morgen gestartet.

Die irakische Armee in Allianz mit schiitischen Milizen und auch iranischen Einheiten begann am Dienstag ihre Offensive zur symbolträchtigen Rückeroberung der von der Extremistenmiliz IS kontrollierten Stadt Ramadi. Der Angriff zur Vertreibung der Islamisten aus dem Stadtzentrum sei eingeleitet worden, sagte ein Militärsprecher der Nachrichtenagentur Reuters in Bagdad.

Zuletzt hatte die irakische Luftwaffe über der Stadt Flugblätter abgeworfen. Die Botschaft: Zivilisten sollten Ramadi binnen 72 Stunden verlassen. Am Montag hieß es seitens des Verteidigungsministeriums in Bagdad, Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat würden Zivilisten an der Flucht hindern. Von menschlichen Schutzschilden war die Rede. Es wurde davon ausgegangen, dass sich zuletzt noch rund 300 Kämpfer des IS im umstellten Ramadi verschanzt hielten.

Der IS hatte Ramadi im Mai vollständig erobert. Die Provinz Anbar so wie auch deren Hauptstadt Ramadi war aber seit 2012, dem Beginn der Proteste sunnitischer Iraker gegen die schiitische, zunehmend am Iran orientierten Regierung in Bagdad, eine Risikozone für die irakische Regierung. Letztlich war es eben diese Unzufriedenheit mit der damals von Premier Maliki geführten Regierung, die in den mehrheitlich sunnitischen Gegenden des Irak, die Abkehr der lokalen Stämme von Bagdad zur Folge hatte – und so in späterer Folge den Aufstieg des IS in den sunnitischen Gebieten des Irak ermöglichte.

Angst vor Schiiten-Milizen

Am Misstrauen der Sunniten gegen die Zentralregierung hat sich seither kaum etwas geändert. Und dass die irakische Armee bei ihrem Feldzug gegen den IS vor allem von schiitischen Milizen unterstützt wird, weil sie alleine nicht die Kapazitäten besäße, sich gegen den IS durchzusetzen, schafft nicht gerade Vertrauen unter der lokalen Bevölkerung. Denn gerade der Ruf, der diesen Milizen vorauseilt, hat vielerorts dazu geführt, dass die irakische Armee letztlich leergefegte Städte eroberte, aus denen fast die gesamte Bevölkerung geflohen war.

Zwar hatte es die irakische Regierung zuletzt geschafft, auch einige lokale sunnitische Stämme auf ihre Seite zu ziehen. Deren Motivation, sich Bagdad anzuschließen, fußt aber eher in deren Ablehnung des IS als in Loyalität zu Bagdad.

Mit der Rückeroberung Ramadis aber würde den irakischen Kräften ein zentraler Schlag gegen den IS gelingen. Denn damit wäre der Ring um die zwischen Ramadi und Bagdad gelegene Stadt Falluja geschlossen. Falluja, rund 50 Kilometer von der Stadtgrenze Bagdads entfernt, ist seit jeher eine Hochburg sunnitischer Aufständischer. Mit der Isolation dieser Stadt aber wäre die Hauptstadt Bagdad aus dem Zangengriff des IS befreit.

Kommentare