Irak: Zäher Kampf um christliche Stadt Karakosh

Christen feiern – etwas verfrüht – die Befreiung ihrer Stadt Karakosh
Vor der Entscheidungsschlacht um Mossul feierten Christen schon die Befreiung ihrer Heimatstadt Karakosh. Doch der Jubel kam zu früh.

In der Nacht auf Mittwoch feierten die nach Erbil geflüchteten Christen schon die Befreiung ihrer Heimatstadt Karakosh. Doch der Jubel nach der Erfolgsmeldung durch die irakische Armee kam zu früh. Zwar konnten große Teile der zuvor nahezu rein christlichen Stadt ohne großen Widerstand am Dienstag eingenommen werden, doch ein paar Heckenschützen hatten sich verschanzt, die tags darauf das Militär vorübergehend zum Rückzug zwangen. Dennoch waren sich die Armee-Kommandeure vor Ort sicher, Karakosh noch am Mittwoch gänzlich unter ihre Kontrolle bringen zu können.

Der Ort liegt nur rund 15 km von Mossul entfernt, dem eigentlichen Ziel der Bodenoperation der irakischen Streitkräfte und der kurdischen Peschmerga, die von schiitischen Milizen sowie durch Luftschläge der USA und der Türkei unterstützt werden. Karakosh hatte vor der Eroberung durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) etwa 50.000 Einwohner, fast ausnahmslos Christen, die im August 2014 vor den anstürmenden IS-Extremisten geflohen waren – vornehmlich ins nahe Erbil, die Hauptstadt der autonomen Kurdenprovinz im Nordirak. Nach den Meldung darüber, dass der IS in der Defensive sei, betonten geflüchtete Christen in Erbil, dass sie möglichst rasch wieder in ihre Heimatstadt zurückkehren wollten.

Aus Mossul, der letzten verbliebenen IS-Hochburg im Nordirak, kommen indes beunruhigende Nachrichten. Bewohner der 1,5-Millionen-Stadt, in der bis zu 8000 IS-Kämpfer vermutet werden, berichten per Telefon, dass die Dschihadisten angesichts des bevorstehenden Sturms durch die Koalitionstruppen Zivilisten als menschliche Schutzschilde benützten. Menschen, die vor der verlustreichen Entscheidungsschlacht fliehen wollen, müssten damit rechnen, von IS-Schlächtern getötet zu werden. Hilfsorganisationen stellen sich auf eine neue Flüchtlingswelle von mehreren Hunderttausenden Männern, Frauen und Kindern ein.

IS-Anführer geflüchtet

Seit Beginn der Offensive auf Mosul sind laut US-Streitkräften bereits mehrere Anführer des IS aus der Stadt geflohen. Die USA befürchten aber, dass der IS zur Verteidigung primitive Chemiewaffen zum Einsatz bringen könnte. So wurden Spuren von Senfgas auf von IS-Extremisten abgefeuerten Geschoßen gefunden.

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