USA

Wie Trump und Merkel aneinander vorbeiredeten

Wenig Gemeinsamkeiten: Trump und Merkel in Washington
Warum der US-Präsident und die deutsche Kanzlerin miteinander nicht können.

Die Kanzlerin war völlig perplex: Wie sollte sie mit so viel Unwissenheit umgehen? Im ersten Telefongespräch mit US-Präsident Trump kam man unausweichlich auf das Thema Ukraine zu sprechen. Doch dazu hatte der US-Präsident zwar - wie zu fast allem - eine Meinung, aber leider keine Ahnung. Trump wusste, so plauderten entgeisterte deutsche Diplomaten später aus der Schule, nichts von den historischen Rolle der Ukraine als Pufferzone zwischen Russland, Polen und Deutschland, nichts von der Rolle des Landes in der Sowjetzeit oder den Massenmorden des Stalinismus. Also habe Merkel zu erklären versucht - und kam im Weißen Haus damit ausgesprochen schlecht an. Trump habe sich, so tönte es aus seinem engsten Beraterkreis, herablassend behandelt gefühlt.

Offene Beleidigung

Nur der Anfang eines Verhältnisses, das von der schiefen Bahn bis heute nicht mehr abgebogen ist, und dessen aktuellen, miesen Zustand die New York Times in ihrer Freitag-Ausgabe analysiert.

Beim ersten persönlichen Treffen im März soll die Kanzlerin dann tatsächlich sehr zurückhaltend aufgetreten sein. Dass der US-Präsident gleich zum Auftakt einen diplomatischen Affront lieferte, indem er sich auch nach mehrfacher Aufforderung weigerte, Merkel die Hand zu geben, nahm die Kanzlerin mit verkrampftem Lächeln hin. Sogar als Trump ihr - erneut sichtlich ahnungslos - vorschlug, über ein bilaterales Handelsabkommen der USA mit Deutschland zu verhandeln. Statt ihn zu korrigieren, habe Merkel gesagt: Das könne man schon machen, aber es müsse ein Handelsabkommen der USA mit der Europäischen Union sein. Mitglieder der EU können keine individuellen Handelsabkommen mit anderen Ländern abschließen.

Bilateral mit Europa verhandeln

"Aber es könnte bilateral sein?", habe Trump gefragt, zitiert die Zeitung ihn unter Berufung auf Teilnehmer an dem Gespräch. Auf Merkels Nicken hin habe sich der Präsident an seinen Handelsminister Wilbur Ross gewandt und gesagt: "Wilbur, lass uns ein bilaterales Handelsabkommen mit Europa aushandeln."

In einer anschließenden Pressekonferenz wiederholte Merkel später, sie könne sich nach dem Scheitern von TTIP einen neuen Anlauf für ein Handelsabkommen vorstellen. Dies müsse aber mit der EU verhandelt werden.

Zumindest etwas besser soll Trumps Verhältnis zu Frankreichs Präsident Macron sein. So sei der Umgang mit dem 40-jährigen Ex-Investmentbanker Macron einfacher für Trump. Trotzdem gebe es auch mit Frankreichs Staatschef Spannungen. Bei einem Treffen habe der US-Präsident angedeutet, dem Pariser Klimaabkommen perspektivisch doch wieder beitreten zu wollen. Macrons Freude darüber war aber schnell dahin, als sich herausstellte, dass sich die Position der US-Regierung nicht verändert hatte. Trump, so die schmerzliche Analyse der US-Zeitung, werde wegen fehlender Fachkenntnisse und mangelnder diplomatischer Fähigkeiten in komplexen, außenpolitischen Fragen schlicht missverstanden.

"So eine tolle Show"

Leichter tut sich Trump offensichtlich mit autoritären Regimen von Saudi-Arabien bis China, vor allem wenn man ihm bei Besuchen dort einen entsprechend pompösen Empfang liefert. Den offensichtlich besten dieser Empfänge hatte Chinas Staatschef Xi Jinping in Peking vorbereitet. Als Trump danach wieder in die Air force one kletterte, war er noch immer so gebannt von all der Pracht, dass er gegenüber den Reportern an Bord haltlos ins Schwärmen geriet. "Eine so tolle show", tönte er selbstbewusst, "hat vorher noch keiner gekriegt".

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