Gefährliche Eskalation zwischen Atommächten

Indische Soldaten an der Kontrolllinie in der zwischen Indien und Pakistan geteilten Region Kaschmir.
Nach einem indischen Angriff auf pakistanisches Gebiet gehen die Wogen hoch.

Zwischen den Atommächten Pakistan und Indien ist wirklich alles, ja sogar die Film-Welt, ein Ding der Rivalität. Auch, wenn es gerade die indischen Filme sind, die mit ihrer Glitzer-Erotik in Pakistan besondere Popularität, wenn auch wenig offizielle Akzeptanz haben. Aber wenn geschossen wird, ist alles anderes. Und derzeit ist alles anders – nicht nur, weil geschossen wird. Und so ist es in pakistanischen Medien durchaus eine Top-Meldung, dass ein pakistanischer Filmstar mit ausladender Gel-Frisur mangelnde Solidarität seiner Branchen-Kollegen mit den Märtyrern der pakistanischen Armee anprangert und seine Kollegen beschuldigt, sich "unter indischem Bollywood-Geld und ihrem kleinen Bollywood-Ruhm" zu verstecken.

"Chirurgischer Angriff"

Am Samstag beschossen indische und pakistanische Truppen einander in der Region Kaschmir. Je nachdem, wem man Glauben schenken mag, hat die jeweils andere Seite begonnen. Mindestens zwei Stunden dauerte das gegenseitige Trommelfeuer. Zu solchen Zwischenfällen kommt es zwar immer wieder, wäre da nicht ein Vorfall aus der vergangenen Woche. Da hatte das indische Militär erstmals seit 1971 eine militärische Aktion auf pakistanischem Gebiet zugegeben. Einen "chirurgischen Angriff" hatte man das in Neu Delhi genannt. Freilich nur eine Reaktion. In diesem Fall auf einen Angriff islamistischer Terroristen auf ein Militärcamp in der Stadt Uri mit 18 Toten zwei Wochen zuvor. Indien sieht Pakistan hinter dem Angriff.

Angeblich folgte der indischen Aktion mit zwei bestätigten Toten aus den Reihen der pakistanischen Armee ein Brief Neu Delhis an Islamabad mit einer Erklärung sowie dem Zusatz: Man wolle die Lage nicht weiter eskalieren. In Pakistan aber gehen seither die Wogen hoch. So war ein pakistanischer General nach vollzogener Vergeltung auf die indische Aktion, sichtlich Bemüht zu versichern, dass man den Indern auch "ganz sicher beträchtliche Verluste zugefügt" habe. Nur, dass sie (die Inder) eben nicht die Courage hätten, das einzugestehen. Pakistanische Politiker und Top-Kommandanten werden nicht müde, Truppeneinheiten zu inspizieren und ihre Zufriedenheit mit der ausgezeichneten Einsatzfähigkeit der Verbände auszudrücken. Einher geht das in Regelmäßigkeit mit dem Satz, dass man es Indien angemessen heimzahlen werde.

Premier Nawaz Sharif führte indes großmundig aus, dass man durchaus auch die Kapazität habe, einen "chirurgischen Angriff" gegen Indien zu führen. Zugleich sagte er, dass Pakistan mit dem Angriff in Uri nichts zu tun habe. Dabei birgt die indische Attacke gerade für ihn durchaus auch interne Risiken. Ex-Cricket-Star und Oppositionsführer Imran Khan hat die Causa zum Vehikel gemacht, um Sharif auf ganzer Breite zu attackieren.

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