Indien und Pakistan streiten um Basmati-Reis - und die EU steckt dazwischen

Streit um Basmati Reis.
Eigentlich will man in Brüssel, dass es schnell geht. Unter dem Druck von Trump und seinen Zöllen arbeitet die EU mit Hochdruck an Handelsabkommen mit neuen Partnern – und Indien steht da ganz oben auf der Liste. Noch bis Jahresende, so die Pläne der EU-Verhandler, die ständig zwischen Delhi und Brüssel unterwegs sind, soll ein Freihandelspakt unterschriftsreif sein.
Der Deal umfasst natürlich auch eines von Indiens wichtigsten Exportgütern: Basmati-Reis. Ausgerechnet der droht jetzt zum diplomatischen Stolperstein zu werden. Die Regierung in Delhi verlangt nämlich für ihren Basmati-Reis eine geschützte Herkunftsbezeichnung in der EU, also einen geschützten Markennamen, ähnlich wie Champagner, oder Prosecco. Damit könnte Basmati-Reis in der EU nur noch diesen Namen trafen, wenn er aus einem der Anbaugebiete stammt, die Indien offiziell dafür genannt hat.
Ausgerechnet Kaschmir
Den Antrag auf Markenschutz für seinen Basmati-Reis hat Indien schon vor acht Jahren in Brüssel eingereicht. Dort hat man sich bisher allerdings um eine Entscheidung dazu herumgedrückt. Schließlich findet sich in Supermärkten überall in der EU auch Basmati-Reis, der keineswegs aus Indien stammt, sondern aus Pakistan. Immerhin beansprucht auch der Erzrivale für sich, auf seinen Feldern echten Basmati-Reis anzubauen.
Jetzt aber macht Indien den Schutz des Markennamens durch die EU zur Bedingung für das Freihandelsabkommen. Pakistan wiederum ist längst diplomatisch hellhörig geworden und hat in Brüssel ebenfalls einen Antrag auf diesen Schutz gestellt – für seinen Basmati-Reis.
Was den diplomatischen Konflikt noch heikler macht, ist die Lage einiger der von Pakistan nominierten Anbaugebiete. Die befinden sich nämlich in der zwischen den beiden Ländern seit Jahrzehnten umkämpften Region Kaschmir. Würde die EU dem Antrag Pakistans stattgeben, käme das einer indirekten Anerkennung von dessen Anspruch auf Kaschmir gleich.
Für Indien eine politische Provokation, die einem Handelspakt wohl auf Dauer im Weg stehen würde. In der EU-Zentrale ist man sich bewusst, wie heikel jede Entscheidung im Reis-Konflikt inzwischen ist. Schließlich haben sich die Beziehungen der beiden verfeindeten Nachbarn zuletzt wieder deutlich verschlechtert. Frühjahr dieses Jahres ist es in Kaschmir zu den schwersten Gefechten seit mehr als 20 Jahren gekommen. Es gab zahlreiche Todesopfer auf beiden Seiten. Pakistans Regierung sprach von „Kriegszustand“. Brüssel jedenfalls äußert sich derzeit nicht zur Lage im Basmati-Streit.
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