Hillary Clinton beendet Polit-Karriere
Die 67. Außenministerin der USA will keine zweite Amtszeit antreten: Nach der Wahl will Hillary Clinton aussteigen und sich nach 20 Jahren harter Arbeit in der Politik etwas ausruhen. Sie brauche etwas Zeit zum Reflektieren, müsse nach den temporeichen Jahren etwas auf die Bremse treten, sagte Clinton dem Economist - in ihren Jahren als Chefdiplomatin hat sie immerhin 1,2 Millionen Reisekilometer absolviert. Die Politikerin habe "20 außergewöhnliche Jahre gehabt - ich war wirklich auf den höchsten Ebenen des politischen Lebens von Amerika."
Damit verliert Obama das populärste Mitglied seiner Regierung: Im April 2012 gaben bei einer Umfrage von Washington Post/ ABC News 65 Prozent Hillary Clinton eine gute Note. 16 Mal in den vergangenen 19 Jahren ihrer Washingtoner Karriere wurde sie in Gallup-Umfragen zur meistbewunderten Frau auf der Welt gekürt, das Time Magazine zählt sie zu den 100 einflussreichsten Menschen rund um den Globus.
Welcome back!
Dementsprechend können sich die meisten Amerikaner eine Weltbühne ohne Hillary kaum vorstellen - Medien werfen deshalb immer häufiger die Frage auf, ob die politische Leidenschaft der ehemaligen Präsidentschaftskandidatin – sie unterlag Obama ja nur knapp - befriedigt ist. Ein "Welcome back" 2016 steht im Raum: Während Obama um seine Wiederwahl kämpft, wird bereits offen darüber spekuliert, wer unter den Demokraten sein Erbe antreten könnte. Und da fällt fast immer als erster Hillarys Name.
Bisher winkt die ehemalige First Lady und Senatorin allerdings kategorisch ab. "Ich freue mich darauf, bis zum Ende meiner Zeit als Außenministerin so hart zu arbeiten wie ich kann", wurde sie in der Washington Post zitiert. "Und dann werde ich mich darauf freuen, etwas Zeit zu haben, um mich zu sammeln und gewöhnliche Dinge zu tun." Als Beispiele dafür nannte sie: "Ohne Gesellschaft spazieren zu gehen", "Zeit zu haben, meinen eigenen Zeitplan zu machen und eine Menge der Interessen zu verfolgen, die ich mein ganzes Leben verfolgt habe, insbesondere im Namen von Frauen und Kindern."
Machthunger
Medien wie die USA Today merken jedoch auch an, dass Clinton auf ihrem Posten in der Weltpolitik nur wenig freie Hand gehabt, Obama der Außenpolitik weitgehend den Stempel aufgedrückt habe. Die Zeitung bescheinigt der Ministerin eine erfolgreiche Amtszeit, aber ohne "monumentale" Errungenschaften, wie sie etwa Henry Kissinger mit der Öffnung Chinas oder James Baker mit dem Schmieden der Koalition im ersten Golfkrieg geschafft habe. Clinton, von jeher als ein Arbeitstier bekannt, könne jedoch eine ganze Reihe von nicht unbedeutenden Einzelerfolgen aufweisen. So habe sie etwa hohen Anteil am Zustandekommen einer internationalen Koalition gegen die iranischen Nuklearambitionen und der Eröffnung diplomatischer Beziehungen mit Burma.
Auch der Economist stellt fest, dass kaum ein Präsident die Außenpolitik so stark selbst in der Hand behalten habe wie Obama - und damit vielleicht Clinton die Möglichkeit genommen hat, sich einen herausragenden Platz in der Geschichte als Außenministerin zu sichern. Experten spekulieren nun aber, dass ihr vielleicht genau dieses Handikap am Ende noch einmal Appetit auf die ganz große Macht, den ganz großen Einfluss machen könnte. Nach ihrer Ansicht könnte Clinton einen Wahlkampf aus dem Stand auf die Beine stellen, das politische Clinton-Netzwerk existiere und brauche nur aktiviert zu werden. Hillary Clinton wäre zwar am Wahltag 2016 schon 69, aber nicht älter als seinerzeit Ronald Reagan beim Antritt seiner Präsidentschaft.
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