Hilferuf aus einem Vorort von Damaskus

Hilferuf aus einem Vorort von Damaskus
Belagert.Seit einem Jahr ist Muadamiyah abgeriegelt – jetzt kam eine eMail aus der Stadt

Seit einem Jahr ist in Muadamiyah Krieg. Ohne Pause. Der kleine Ort liegt an einer Ausfallstraße von Damaskus, direkt am Ende des Rollfeldes einer Luftwaffenbasis. Vor einem Jahr wurde er von Rebellen eingenommen. Die Armee belagert ihn seither. Es gibt keinen Strom, kein Gas, keine Nahrung. Jeden Tag fallen Granaten auf den Ort – am 21. August dieses Jahres waren sie mit Sarin gefüllt.

Bewohnern und Aktivisten in Muadamiyah ist es jetzt gelungen, eine eMail aus der Stadt zu senden: Ein Hilferuf. „Brüder und Schwestern, Freunde, wir haben es heute geschafft, genug Strom zu finden, um einen Computer zu betreiben und uns mit dem Internet zu verbinden“, heißt es eingangs. „Wir schreiben aus dem standhaften Muadamiyah, der Stadt der Oliven, der Mutter aller Märtyrer; der Stadt des Todes.“ Jeden Tag greife die Armee an. Jeden Tag gebe es Kämpfe. „Wir appellieren an euren Sinn für Menschlichkeit, uns nicht zu vergessen.“

Darüber, wie viele Menschen in Muadamiyah festsitzen, gibt es nur Schätzungen. Laut der Nationalen Syrischen Koalition, dem einflussreichsten Verband der syrischen Opposition, sind es knapp 12.000. Drei von ihnen sind Ärzte – für geschätzte 1800 Verwundete, die ohne medizinische Güter versorgt werden müssen. Nach sechsmonatigen Verhandlungen wurde vergangenes Wochenende ein kurzer Waffenstillstand vereinbart. Offiziellen Quellen zufolge wurden einige Tausend Menschen aus der Stadt befreit. Laut offizieller Darstellung seien sie in Muadamiyah von Terroristen festgehalten worden.

„Wir lieben das Leben, und alles, was wir wollen, ist eine bessere Zukunft für unsere Kinder“, heißt es in dem Brief der Aktivisten aus der Stadt. Die Nahrungsmittelvorräte gingen zur Neige.

Qusai Zakarya, ein Sprecher der Opposition in Muadamiyah, berichtete über andere Wege, die Menschen in der Stadt würden seit Monaten nichts als Blätter und Oliven essen. Der internationalen Gemeinschaft richtet er aus: Jahrelang hätte man ihnen Waffen versprochen – ohne, dass etwas gekommen wäre. „Also haben wir die Waffen vergessen. Aber wir dachten, dass sie zumindest die Würde, die Menschlichkeit hätten, uns Nahrung und Medikamente zu liefern. Als sie wollten, dass die Waffeninspekteure (der UNO, Anm.) hier reinkommen, haben sie Assad gedrängt, das zuzulassen. Also, wenn sie etwas wollen, können sie es durchsetzen.“

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