Heinisch: "Trump verfolgt Politik der weißen Vorherrschaft"

Reinhard Heinisch.
Politologe Reinhard Heinisch diskutierte in Wien mit Anton Pelinka und Gunther Hauser über den Erfolg des Populismus in vielen Ländern.

Der Politologe Reinhard Heinisch hat davor gewarnt, den Erfolg des Populismus in vielen Ländern der Welt auf ökonomische Faktoren zu reduzieren. "Es handelt sich hier um eine soziokulturelle Frage", sagte er am Dienstag im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung und Buchpräsentation in Wien. Für ihn verfolgt US-Präsident Donald Trump die "Politik der weißen Vorherrschaft".

Der USA-Experte Anton Pelinka von der Universität Budapest stimmte Heinisch zu. Er betonte aber, dass die "Hegemonie der Weißen" sich in den USA auflöse. Der schwarze ehemalige US-Präsident Barack Obama sei dafür der größte Indikator. "Es gab schon immer einen großen Bruch zwischen weißem und schwarzem Amerika", erklärte er.

Die weiße Bevölkerung fühle sich laut Pelinka nicht mehr "daheim", sodass sich die Gesellschaft zunehmend polarisiere. Heinisch analysierte, dass Trump die republikanische Partei von einer "konservativen Partei" hin zu einer "Partei mit nationalistischem Ansatz radikalisiert" habe. "Bei der Wahl Trumps haben rassistische Vorurteile - bewusst und unbewusst - die entscheidende Rolle gespielt", sagte Pelinka.

Österreich "kein sehr liberales Land"

Der Politikwissenschaftler Gunther Hauser erklärte im Rahmen der Präsentation seines Buches "Die Sicherheits- und Verteidigungsstrategien der USA 1987 bis 2017 - Anspruch und Wirklichkeit", dass Trump außerdem politisch den "idealistischen Realismus" dem "idealistischen Liberalismus" vorziehe, also die Sicherheit der USA und Bilateralismus gegenüber dem "Export der amerikanischen Werte" begünstige.

Für Hauser hat Trump aus diesem Grund auch das Budget für Rüstungsausgaben von 2016 bis 2017 um 15 Prozent erhöht und sei damit den Forderungen des einflussreichen konservativen Thinktanks "Heritage Foundation" entgegen gekommen. Obama hatte während seiner Amtszeit das Budget für Militärausgaben stark gekürzt.

Abschließend versuchten die drei Politologen, den österreichischen Antiamerikanismus zu erklären. "In Österreich ist die Aversion gegen die USA größer als in anderen europäischen Ländern", analysierte Heinisch und führte dies darauf zurück, dass Österreich "kein sehr liberales Land" sei.

"Kritik ist kein Antiamerikanismus und Hegemonie bringt Aversionen hervor", sagte Pelinka und betonte, dass die USA noch immer die größte Supermacht seien, da sich die anderen Großmächte an ihr "liberal-kapitalistisches System" anpassen würden.

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