Hassfigur und Ikone: Wie Nancy Pelosi mit Bildern Geschichte schrieb
Eine strahlende Nancy Pelosi im Jahr 2007, passend zu ihrem einstigen Wahlspruch „für die Kinder“ vom Nachwuchs ihrer Kollegen umgeben. Sie hebt den Hammer in die Höhe, mit dem sie von da an als erste Frau im US-Repräsentantenhaus für Ordnung sorgen will.
Oder Pelosi 2019, wie sie im Weißen Haus mit Donald Trump zusammenkracht. Wütend zeigt sie mit dem Finger auf den damaligen Präsidenten, diesmal fast ausschließlich von Männern umgeben. Sie ist die Einzige, die steht.
Und, nicht zu vergessen, Pelosi 2020: Nach einer Trump-Rede zerreißt sie mit eiserner Miene eine Kopie der gerade gehörten Worte. Sie trägt einen weißen Hosenanzug, der an die Frauenrechtsbewegung erinnert.
Aus ihren 35 Jahren in der Kongresskammer gibt es viele eindrucksvolle Bilder von der heute 82-Jährigen. Nachdem klar war, dass das Repräsentantenhaus nach den Zwischenwahlen nun an die Republikaner zurückgeht, verkündete Pelosi am Donnerstag, den Weg für „eine neue Generation“ freizumachen. Auch wenn sie den Demokraten als Abgeordnete erhalten bleibt, verabschiedet sich damit eine Frau aus dem Parteivorsitz, die sich als herausragende und knallharte Taktikerin einen Namen gemacht hat.
Die einen sehen in der gläubigen Katholikin und fünffachen Mutter eine Verteidigerin der Demokratie, den Anhängern Trumps war „Crazy Nancy“ – wie dieser sie zu nennen pflegt – besonders während dessen Amtszeit ein Dorn im Auge.
Zielscheibe der Rechten
Kein Wunder, schließlich war sie die innenpolitisch stärkste Gegenspielerin des Republikaners. Unter ihrem Vorsitz leitete die Abgeordnetenkammer gleich zwei Amtsenthebungsverfahren gegen ihn ein. Ihr Groll gegen Trump machte sie auch zur Zielscheibe rechter Angreifer: Als dessen Anhänger am 6. Jänner 2021 das Kapitol stürmten, riefen viele von ihnen: „Wo ist Nancy?“
Und Ende Oktober wurde ihre Rolle als Hassfigur der Rechten noch einmal schockierend sichtbar, als ihr Mann Paul mit einem Hammer krankenhausreif geschlagen wurde. Laut Anklageschrift wollte der Tatverdächtige eigentlich Nancy Pelosis Kniescheiben zertrümmern.
Kritik aus den eigenen Reihen
Doch nicht nur in der gegnerischen Partei, sondern auch in der eigenen mangelte es nicht an Kritik an Pelosi. Sie gilt als nachtragend und ist bekannt dafür, in der Partei Lieblinge zu haben. Besonders junge Demokraten halten sie für eine Establishment-Vertreterin und zu weit weg von den heutigen Problemen. Doch dem Slogan ihrer allerersten Kongresskampagne wurde Pelosi zweifelsohne gerecht: „Eine Stimme, die gehört werden wird“.
Ob das auch auf den derzeitigen Favoriten für ihre Nachfolge, den 52-jährigen Hakeem Jeffries zutreffen wird, ist offen. Der liberale Abgeordnete aus New York gilt als zurückhaltender, und ob er das Partei-Ruder wirklich übernimmt, ist noch nicht sicher. Doch auch er würde Geschichte schreiben: als erster Schwarzer Parteivorsitzender im Repräsentantenhaus.
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