Harvard unter Feuer: Wie die Universität sich Trumps Angriffen widersetzt

Studenten in Harvard feiern ihren Studienabschluss
Zusammenfassung
- Harvard widersetzt sich Trumps Einreise-Stopp für ausländische Studenten, der von einem Gericht blockiert wurde.
- Die Universität wirft der Trump-Regierung eine Vergeltungskampagne vor, da Harvard sich gegen Kontrolle durch die Regierung wehrt.
- Trump kritisiert Harvard für ausländische Finanzierung und Studenten, während er die Uni als linksextrem und antisemitisch bezeichnet.
Sie zählt zu den allerbesten Unis der Welt - und ist Donald Trump ein Dorn im Auge: die Elite-Universität Harvard. Die älteste Hochschule der USA weigert sich, gegenüber den Forderungen des US-Präsidenten klein beizugeben - und wird seither mit Strafen überzogen. Doch so wie bisher gegen alle drakonischen Sanktionen setzt sich die Uni, der die brillantesten Juristen des Landes zur Seite stehen, gerichtlich zur Wehr.
Jüngstes Beispiel: Trump verfügte einen Einreisestopp für alle ausländischen Studenten, die demnächst nach Harvard kommen wollten. Das blockierte nun eine US-Richterin: Bis zu einer Anhörung vor Gericht sollen die bis dato geltenden Regeln - also freie Einreise und Visa - aufrechterhalten werden, hieß es in ihrer Begründung.
30.000 Dollar pro Semester
Die Privatuniversität nahe Boston zählte zuletzt knapp 27.000 Studenten, davon kam rund ein Viertel aus dem Ausland. Die Studiengebühren für ein Semester betragen knapp 30.000 Dollar.

Harvard ist die älteste Uni der USA, 1636 gegründet
In der Klageschrift der Uni wirft Harvard der Trump-Regierung eine "konzertierte und eskalierende Vergeltungskampagne" vor.
Harvard solle dafür bestraft werden, dass die Universität sich der Kontrolle ihrer Leitung, ihrer Lehrpläne und der "Ideologie" ihrer Dozenten und Studenten durch die Regierung verweigere: "Das ist nicht der erste Versuch der Regierung, Harvard von seinen internationalen Studenten abzuschneiden", erklärte die Universität.
Die Trump-Regierung argumentiert: Die Einreise der künftigen Harvard-Stundeten sei "schädlich für die Interessen der USA". Worauf die Harvard-Leitung kontert: "Warum dürfen dann dieselben Studenten einreisen, wenn sie an eine andere Uni gehen?"
Doch Trump hat die Uni aus noch viel mehr Gründen im Visier: Harvard erhalte zu viel Geld von ausländischen Regierungen, beklagt er, zudem nehme die Uni zu viele ausländische Studierende auf und sei Konservativen gegenüber feindselig eingestellt.
"Antisemitische, linksextreme Institution"
Seit Monaten geht Trump mit aller Härte gegen die renommierte Uni vor: Er beschimpft sie als "antisemitische, linksextreme Institution" und begründete dies mit den früheren, propalästinensischen Demonstrationen auf dem Campus seit Beginn des Gaza-Krieges.
Tatsächlich gab es nach dem 7. Oktober 2023, als beim Hamas-Terrorangriff auf Israel 1.200 Menschen getötet wurden und der darauf folgenden Militäroffensive Israels, anti-jüdische Vorfälle an der Uni. Diese seien jedoch längst beigelegt worden, die Lage wieder ruhig, versichert die Uni.
Der wahre Grund für die Attacken Trumps, so vermutet die Harvard-Leitung, sei die Weigerung der Uni, sich den Vorgaben der Regierung in Washington zu beugen.
Bisher wurden deshalb bereits Zuschüsse und -Verträge im Wert von 2,5 bis 3 Milliarden Dollar eingefroren. Trump droht weiters, alle verbleibenden Finanzverträge zu kündigen und Harvards Steuerbefreiung zu beenden.
Und schon jetzt sieht sich Harvard mit acht Ermittlungen von mindestens sechs Behörden konfrontiert, darunter dem Justizministerium, dem Bildungsministerium, dem Heimatschutzministerium sowie dem Gesundheitsministerium.

Harvard-Präsident Alan Garber stellt sich gegen Trump
Anders als weitere Elite-Universitäten, gegen die die Trump-Administration ähnlich polterte, wehrt sich die Harvard-Leitung aber nach allen Kräften. Und sie bleibt auf ihrem Standpunkt: Die Diversitätsprogramme, wie von der Regierung gefordert, werden nicht abgeschafft und die Studentinnen und Studenten werden auch nicht durchleuchtet.
Harvard-Rechtsprofessor Noah Feldman im Gespräch mit dem Sender npr: "Wenn Trump die älteste Universität der USA angreifen kann, eine der bedeutendsten in Bezug auf Stiftungsvermögen, akademisches Erbe und Prestige, dann kann er es auch mit jeder ähnlichen Universität tun. Daher haben meiner Meinung nach alle Universitäten allen Grund zur Besorgnis."
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