Geisel-Freilassung in Gaza: Hat Trumps Drohung tatsächlich funktioniert?

Hamas releases three Israeli hostages amid ceasefire deal
Bis vor wenigen Tagen noch unwahrscheinlich, ging die Geisel-Freilassung nun überraschend reibungslos über die Bühne. Ob es so weitergeht, ist aber fraglich.

Vor wenigen Tagen noch war das Waffenstillstandsabkommen Israels mit der Hamas im Gazastreifen vom vorzeitigen Abbruch bedroht. Doch am Samstag lief der im Abkommen vorgesehene 6. Austausch israelischer Geiseln aus dem Hamas-Gewahrsam mit palästinensischen Strafgefangenen aus israelischen Gefängnissen überraschend reibungslos ab. Schon am frühen Vormittag konnte das Rote Kreuz die drei Freigelassenen den israelischen Behörden übergeben.

Trotzdem bleibt das Abkommen brüchig. Der für März vorgesehene Übergang auf eine zweite Stufe fraglich.

Hamas releases three Israeli hostages amid ceasefire deal

Die Geisel-Freilassung wurde wie die letzten auch groß inszeniert.

"Austausch-Show" und Abschiedsrede

Nach 16 Monaten in den Hamas-Kerkern machten Segi Dekel, Jair Horn und Alexander Trufanov einen gesünderen Eindruck als die Geiseln, die vor einer Woche auf der Bühne in Chan Junis von der Hamas an die Vertreter des Roten Kreuzes übergeben wurde. Wie in den Wochen zuvor kam es wieder zu einer "Austausch-Show": Neben den Übergabe-Formalitäten mit den IKRK-Vertretern wurden wieder Entlassungsurkunden ausgehändigt. Vor dem Mikrofon mussten die Geiseln wieder Abschiedsreden deklamieren.

Bis zur letzten Sekunde nutzte die Hamas jede Gelegenheit, die Angehörigen der verbliebenen Geiseln unter Druck zu setzen: Neben einer Sanduhr und dem Bild einer Geisel-Mutter stand die Aufschrift: "Die Zeit verrinnt." Thematisiert wurde auch die Forderung des US-Präsidenten Donald Trumps, die Einwohner Gazas vor einem anstehenden Wiederaufbau ins Ausland zu übersiedeln: "Keine Migration! Es sei denn nach Jerusalem!"

Hostages-prisoners swap deal between Hamas and Israel

Israelis begrüßen den Hubschrauber mit den freigelassenen Geiseln an Bord.

Verwirrung wirkte

Trumps Vorschläge und Pläne mögen oft Freund und Feind verwirren. Seine Drohung, über Gaza breche "die Hölle" los, wenn nicht "alle Geiseln" frei kämen, hat die Hamas aber offensichtlich klar verstanden. Die am Montag von ihr angekündigte Aussetzung weiterer Freilassungen nahm sie am Donnerstag wieder zurück. So kamen zwar nicht "alle" Geiseln frei, aber die ausgemachten drei.

Die Hamas wie Israels Premier Benjamin Netanjahu sind an einer vollständigen Durchführung des Abkommens nicht wirklich interessiert. Die militanten Islamisten im Gazastreifen würden mit der Freilassung aller Geiseln ihr wichtigstes Druckmittel verlieren. Ein Kriegsende im Gazastreifen wäre für Netanjahu auch das Ende seiner Regierungskoalition und Amtszeit.

Hinzu kommt steigender öffentlicher Druck, eine Freilassung der Geiseln zu erreichen. Auch zu einem hohen politischen und militärischen Preis. In Umfragen befürworten über 70 Prozent der Israelis die vollständige Einhaltung des Abkommens sowie eine weitere Stufe mit der Freilassung aller Geiseln und einer dauerhaften Beendigung des Krieges.

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