Trump setzt der Hamas ein Ultimatum: Sonst werde "Hölle" über Gaza hereinbrechen

The Wider Image: A Gaza family's journey home to the ruins
Die Terrororganisation im Gazastreifen hatte den Geiselaustausch vorerst ausgesetzt. Aber in Sorge vor weiterem Krieg könnte sie doch noch einlenken.

Schon mit seiner Unterzeichnung im Jänner galt das Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und Hamas im Gazastreifen als gefährdet. Am Montag drohte die Hamas, die nächste für Samstag angesetzte Freilassung von drei israelischen Geiseln auszusetzen Damit käme ein Ende noch schneller und abrupter als erwartet. 

US-Präsident Donald Trump reagierte mit einer Gegendrohung: Bis diesen Samstag 12:00 Uhr seien „die Geiseln“ freizulassen. Sonst bräche „die Hölle“ in Gaza aus. Bei genauem Hinhören muss ein Ende doch nicht so schnell und abrupt kommen.

In Jerusalem wie in Gaza weiß immer noch keiner genau, ob Trumps 12.00-Uhr-Ultimatum für die im Abkommen abgemachten drei Geiseln oder für alle 73 verbliebenen Entführten gelten soll.

Was an Trumps Forderung bei Amtsantritt aber nichts ändert: „Die Geiseln gehen vor.“ Somit auch ein baldiges Kriegsende. Trump sagte ebenfalls am Montag: „Die Entscheidung liegt bei Israel.“

Die Hamas kann noch einlenken

Soll heißen: Die Hamas kann immer noch bis Samstag einlenken. Israel kann die Kämpfe im Gazastreifen jederzeit wieder aufnehmen. Oder auch nicht. Auf jeden Fall droht der Tod aller Geiseln. US-Interessen könnte geschadet werden.

Trump will keine Kriege

Tatsächlich gehen Benjamin Netanjahus extremistische Koalitionspartner bereits fest davon aus, dass der Krieg bald wieder weitergeht. Israels Premier aber sollte bemerkt haben: Trumps Politik hat sich im Gegensatz zu seinen drastischen Äußerungen seit Amtsantritt nicht drastisch geändert: Er will keine Kriege. Was er auch im FOX-TV klar stellte. Er wolle ein neu ausgerichtetes Nuklearabkommen. Mit dem jetzt eingeschüchterten Iran sei ein Deal möglich.

Netanjahu nimmt das zur Kenntnis. So vermied er bislang alle festen Zusagen an seine radikalen Koalitionspartner. Und siehe da: Auch die Hamas hält sich Notausgänge offen. Aus der Führung verlautete am Montag, die Aussetzung der Freilassung nächsten Samstag sei fünf Tage vor dem Termin angekündigt worden. Israel habe somit genügend Zeit, die anliegenden Streitpunkte noch aus dem Weg zu räumen. Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri: „Abkommen müssen von beiden Seiten eingehalten werden.“

Wobei das von Hamas kritisierte Ausbleiben der verabredeten humanitären Hilfe ohnehin nur  vorgeschoben erscheint. Am Montag wie am Dienstag rollten jeweils wie ausgemacht 800 Lkws mit Hilfsgütern in den Streifen. 

Doch bleibt die Lage angespannt. Israels Militär hat bereits Anweisungen für den Fall einer Nichtfreilassung der Geiseln am Samstag. So laufen bereits Vorbereitungen zur Wiederaufnahme der Kämpfe. 

Interessant, aber kaum beachtet war in diesem Zusammenhang am Montag auch eine Anweisung des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) Machmud Abu Masen. Bislang automatische Finanzhilfe an die Familien getöteter oder in Israel gefangener Terroristen wird eingestellt. Dieser weltweit kritisierte „Terroristen-Sold“ soll in Zukunft nicht vom Kämpferstatus, sondern von der sozialen Not der Familien abhängig sein. 

Der Austausch von Sold in Sozialhilfe soll der PA den Weg zu einer Machtübernahme im Gazastreifen eröffnen. Hamas kritisierte den Beschluss bereits als „Einknicken vor den Forderungen Israels und der USA“.

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Israels Premierminister Benjamin Netanjahu

Netanjahu ist gefordert. Er muss Entscheidungen fällen. Für Dienstag war eine Krisensitzung im Kabinett angesetzt. Denn Netanjahu muss die angesetzten Verhandlungen um die Freilassung aller Geiseln mit einer dauerhaften Kampfeinstellung intensivieren. Auch gegen den Willen seiner radikalen Koalitionspartner. 

Steht der Premier doch nicht nur unter internationalem Druck. Auch Israels öffentliche Meinung wendet sich gegen den Zauderer. Würde Krieg doch die Inkaufnahme des Todes aller 73 in Gaza verbliebenen Geiseln bedeuten. Ohne eine Stabilisierung der Lage zieht es derzeit die evakuierten Grenzbewohner nur zögernd wieder in ihre geräumten Dörfer. 

Ein Beispiel: Nur um die 30 von 240 Bewohnern kehrten bisher in ihren Kibbuz Kissufim am Gazastreifen zurück. Nachts hören sie weiter Schüsse in direkter Grenznähe. Netanjahu verkündete immer wieder eine „vollständige Entmachtung der Hamas“. Doch der Tod bedroht weiter alle Geiseln. An der Grenze wird weiter geschossen. 

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