Seit vor einigen Tagen auf den beliebten Florida-Keys einem zehnjährigen Buben in Folge eines Hai-Angriffs ein Teil des Beins amputiert werden musste (und eine Österreicherin in Folge eines Haiangriffs am Roten Meer starb), kommt die Berichterstattung auch in den heimischen Medien nicht zur Ruhe - Stichwort: "Hai-Panik" und "Alarm am Strand". Während in Foren das Verhalten im Falle einer Begegnung mit einem Hai intensiv diskutiert wird, sind solche Ereignisse in der Realität relativ selten: 70 bis 100 Zwischenfälle gibt es weltweit pro Jahr, sechs bis zehn davon enden tödlich, zeigt die Hai-Unfall-Statistik. Somit ist ein Unfall im Straßenverkehr wahrscheinlicher, als von einem Hai angegriffen zu werden.
Tiere in Küstennähe
Trotzdem hat die Zahl der Hai-Sichtungen in den Küstenregionen in den letzten Jahren zugenommen. "Das liegt vor allem daran, dass Haie aufgrund der starken Überfischung und des damit verbundenen niedrigen Nahrungsangebots im Meer immer häufiger die Küstenregionen aufsuchen, um dort zu jagen", so Gerhard Herndl, Meeresbiologe und Dekan der Fakultät für Lebenswissenschaften an der Universität Wien. Ebenso befänden sich zu dieser Jahreszeit besonders viele Badegäste an den Stränden, wodurch der Hai ein "leichtes Spiel" habe, vor allem, wenn es sich um ein kleines Kind wie im Fall des Buben auf den Florida-Keys handle, so der Experte weiter. Denn bestimmte Haie, allen voran Grau- und Spitzenhaie sowie der allseits bekannte Weiße Hai, verwechseln den Menschen aufgrund ihrer schlechten Augen oft mit Fischen oder Robben.
"Vor solchen Angriffen können sich Taucher eher schützen als Schwimmer, da Erstere über eine Schwimmbrille verfügen und dadurch der Gefahr schnell ins Auge sehen können", so Herndl gegenüber dem KURIER. Derzeit werden in Australien bereits Versuche unternommen, um Haie mittels Schallwellen zu erkennen. Allerdings befinden sich diese Untersuchungen noch im Anfangsstadium.
Hai bleibt weiterhin bedroht
Trotzdem bleibt für den Hai der Mensch die größte Gefahr: Bis zu 200 Millionen Haie werden pro Jahr getötet, zumeist wegen ihrer Flossen, ihres Fleisches oder Öls sowie im Zuge industrieller Fischereimethoden. Dabei ist die EU der wichtigste Markt für Haifleisch. "Aus diesem Grund ist es auch wichtig, dass man den Ozean nachhaltig nützt und darauf aufmerksam macht, wie wichtig er für uns ist - und das nicht nur als Hauptnahrungsquelle", so der Meeresbiologe.
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